Von Humboldt definierte Bildung als „die Anregung aller Kräfte des Menschen, damit diese sich über die Aneignung der Welt entfalten und zu einer sich selbst bestimmenden Individualität und Persönlichkeit führen“.
- Bettina von Arnim: ‚Sich bilden, ist nichts anders, als frei werden‘.
- Oberstes Ziel der Lehre ist die umfassende Bildung, die es dem Individuum erlaubt, frei zu denken, zu handeln, zu entscheiden.
- In den Konzeptionen unserer Unterrichtsstunden sollte dieses Bildungsziel klar erkennbar sein.
- Jede Lehrsequenz sollte umfassend gestaltet werden, damit sich ‚alle Kräfte‘ entfalten können. Es lernt ja nicht nur ‚the brain‘, Sinne, Emotionen, Träume etc. erweitern die Erkenntnisprozesse.
- Nicht immer ist erkennbar, welchen direkten Nutzen das Bildungsereignis hat.
- Sie merken schon, ich spreche nicht vom ‚Lernen‘. Der Begriff scheint mir zu eng.
- Lauschen Sie Vladimir Horowitz während seines legendären Moskauer Konzertes. Sie hören aus den Kinderszenen von Robert Schumann die ‚Träumerei‘.
- Horowitz, Träumerei, Moskau
- Und jetzt schauen Sie bitte hier vorbei:
- Träumerei privat
- Was hat das private Klavierspiel mit der Philosophie, der Kunst der Lehre zu tun?
- Zunächst einmal die Orientierung an Meisterinnen und Meistern eines Faches. Ein kleines Beispiel: Wenn ein Kind davon träumt, ein berühmter Fußballprofi zu werden, orientiert es sich ja auch nicht nur an den Spielen der Regionalliga, sondern…(richtig!).
- Aber der Zusammenhang ist noch viel weitreichender und existentieller. Es ist das Alleszusammenfassende, welches unsere Persönlichkeit prägt, formt und definiert. Sie treten vor Ihre Lerngruppe mit der Gesamtheit all Ihrer Erfahrungen. Ihre Lehrtätigkeit ist kein abgekoppelter Bereich Ihres Persönlichkeitsspektrums, der nur für diese Profession existiert.
- Es ist kurz zu sagen und dennoch von philosophischer Komplexität: Sie treten als Mensch vor Menschen.
- Wenn Sie lieben, beten, tanzen, kochen, reisen, musizieren, Sport treiben, wandern oder segeln (vervollständigen Sie für sich diese Aufzählung), dann sind dies die Erfahrungen, die Sie zu einem unverwechselbaren Individuum machen.
- Peter Bieri: „Von den tausend Erfahrungen, die wir machen, bringen wir höchstens eine zur Sprache. Unter all den stummen Erfahrungen sind diejenigen verborgen, die unserem Leben unbemerkt seine Form, seine Färbung und seine Melodie geben.“
- Je differenzierter wir unsere Erfahrungen zur Sprache bringen können, desto freier wird das Denken und damit unser Handeln.
- Kinder, die noch nicht so abgeschliffen sind wie wir, merken ganz genau, wer vor ihnen steht. Sie können zwischen anbiedernder Unsicherheit, orientierungslosem Angepasst sein und sinnsuchender Aufrichtigkeit ganz genau unterscheiden.
- Bilden Sie sich also im humboldtschen Sinne weit gefächert aus; Sie werden freier, souveräner und verzeihender vor Ihren Lerngruppen stehen.
- Warum verzeihender? Weil Sie den steinigen Weg der Suche nach tiefen Erkenntnissen beschreiten, den die jungen Menschen noch vor sich haben.
- Sie werden gemeinsam ‚rambeln‘, Hierarchien werden entbehrlich.
- Gleiches gilt für die Erwachsenenbildung. Zum Abschluss vielleicht noch ein Blick auf diese Seite:
- Gesichter der Lehrkräftebildung FU Berlin
Bildquelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/250-geburtstag-wilhelm-von-humboldts-so-viel-weibliches-in-mir/19887560.html
Peter Bieri: „Von den tausend Erfahrungen, die wir machen, bringen wir höchstens eine zur Sprache. Unter all den stummen Erfahrungen sind diejenigen verborgen, die unserem Leben unbemerkt seine Form, seine Färbung und seine Melodie geben.“
Großartig! und sehr berührt und verzaubert von diesem Beitrag:
Das ist doch der Grund weshalb wir tun was wir tun. Wir können nicht nur von unseren Schülerinnen und Schülern fordern sich breit zu bilden, sondern müssen auch bereit sein uns selbst stetig weiterzuentwickeln. Das ist es doch, was unser Leben ausmacht. Wenn wir uns darauf einlassen uns so breit wie möglich zu bilden und das aus unserem eigenen Interesse heraus, wird es uns Lehrenden erst möglich sein die Kinder zu begeistern, mit ihnen für etwas zu brennen.
Zu Beginn wird das oberste Ziel der Lehre definiert. Es geht darum frei zu denken, zu handeln und zu entscheiden und ich denke das macht die Kinder und Jugendlichen gesellschaftsfähig. Und das sollte das Ziel sein, die Kinder zu unterstützen zu mündigen und starken Charakteren heranzuwachsen. Und dabei spielt die eigene Haltung eine wichtige Rolle. Das wird auch in diesem Artikel deutlich. Authentizität ist hier das Stichwort. Mach deinen Beruf zur Berufung. Auch das ist ein steiniger Weg und ein Weg der tiefen Erkenntnisgewinnung. Also sitzen wir doch im Prinzip mit unseren Schüler*innen im selben Boot. Der Erkenntnisbereich verändert sich vielleicht, aber hebelt sich nicht dadurch die Hierarchie nicht automatisch aus? Ich denke schon. Ich denke auch, dass uns das mit unserem Schüler*innen verbindet und uns zu gleichberechtigten Kommunikationspartnern macht.
Ein Dozent, den ich sehr bewundere, hat mir das mit der Bildung im ersten Semester ungefähr so erklärt:
Die Erziehung kann man als einen Bilderrahmen verstehen und die Bildung als ein Bild, dass man in seinen eigenen Rahmen zeichnet. Das gesamte Werk sind wir, als individueller Mensch. Erziehung ist ein abschließender Prozess, Bildung kann immer weiter gehen. So kann man irgendwann ein langweiliges Bld in sich tragen oder ein wahres Kunstwerk erschaffen.
Das Bild, dass wir selbst erschaffen haben wurde auch durch zahlreiche Einflüsse und Erfahrungen geprägt. „Von den tausend Erfahrungen, die wir machen, bringen wir höchstens eine zur Sprache. Unter all den stummen Erfahrungen sind diejenigen verborgen, die unserem Leben unbemerkt seine Form, seine Färbung und seine Melodie geben.“
Diese stummen Erfahrungen bringen wir zwar nicht zur Sprache, aber sie spielen für unseren Schaffungsprozess eine wichtige Rolle. Nehmen wir die Erfahrungen nicht gut auf, wird auch das Bild schlecht. Ich finde es wichtig so viele Erfahrungen wie möglich auch zur Sprache zu bringen und nicht einfach stumm in das Bild einfleßen zu lassen.
Durch diese Erfahrungen kann man ein Bild doch erst erklären.
Mit diesem Bild in uns treten wir vor unsere späteren Klassen und helfen ihnen ihr eigenes inneres Kunstwerk zu konstruieren, damit sie auch zu frei denkenden und eigenständigen Wesen heranwachsen können.
“Sich bilden, ist nichts anderes als frei zu werden.“ Aus meiner persönlichen Erfahrung kam dieses Bildungsziel in meiner Schulzeit zu kurz. Anstatt uns zu ermutigen und darin zu bekräftigen frei zu denken und zu entscheiden, hatte ich oft das Gefühl, dass uns vorgefertigte Meinungen auf erzwungen wurden. Abweichende Ideen wurden im Keim erstickt, andersartigen Interpretationen keinen Raum gelassen und das Gespräch, manchmal sogar rabiat wieder auf die alten Bahnen gelenkt. Grade im Deutschunterricht der Oberstufe bekam man das Gefühl vermittelt, es wäre zweckmäßiger einfach die kommentierte Reclam Ausgabe auswendig zu lernen, als selbstständig das Werk zu durchdringen. Nicht das freie, sondern das konforme Denken wurde geschult. Der Rahmen war eng gesetzt und lediglich das „brain“ wurde gefordert. Lernen mit allen Sinnen, vor allem mit Herz und Leidenschaft, was einem lange bewegt und wirklich erreicht, war die Ausnahme. Darum ist es auch heute die Ausnahme, dass noch etwas von dem vermittelten Wissen hängen geblieben ist. Schade. Gleichzeitig sind die Lehrer*innen im Gedächtnis geblieben, die nicht einfach nur Lehrer*innen waren, sondern so waren wie sie eben waren. Die Teil haben lassen an sich und ihrem Leben, die ihre Begeisterung auf die Schüler übertragen konnten und die „greifbar“ waren. Hoffentlich schaffen wir es später es besser zu machen.
Ich finde Hikmets Zitat sehr treffend. Für einen stattlichen Wald braucht es viele verschiedene Bäume, Birken, Tannen, Eichen- große und kleine. Der Gedanken, dass jedes Individuum für sich steht und einzigartig ist, seine Berechtigung hat, aber eben doch nur in der Gruppe als Ganzes funktionieren kann beschreibt perfekt den Inklusionsgedanken und sollte für jede Lehrkraft als Leitbild stehen. Natürlich ist es schwer, allen Kindern das Gefühl zu geben, wahrgenommen zu werden, jedem Kind gerecht zu werden und auch auf jedes Kind entsprechend einzugehen. Auch wenn dies als Mammutaufgabe erscheint, sollte wir doch alles daransetzten, dies so gut es geht zu tun. Die Dynamik der Gruppe zu verstehen und diese auch effektiv zu nutzen ist nicht einfach, aber sollte unser Ziel sein. Besonders interessant fand ich den letzten Punkt, der mich zu längerem Nachdenken angeregt hat. Die klare Antwort- nein kann ich nicht. Und können wir etwas von den Schülern erwarten, was wir selbst nicht können. Auch hier die klare Antwort- nein. Sollten wir auch nicht.
„Wir sind die Summe unserer Erfahrungen.“ – Mulford
Bereits im Psychologieunterricht habe ich mich damit auseinandergesetzt, dass jeder Mensch individuell ist, weil jeder Erfahrungen aus seiner eigenen Perspektive sammelt.
Als Lehrkräfte sollten wir es zu unserer Aufgabe machen, dass Kinder und Jugendliche sich zu selbstbestimmten, individuellen Persönlichkeiten entwickeln. In Ihrem Beitrag wird besonders deutlich, dass genau das auch Bildung bedeutet. Für meinen zukünftigen Unterricht werde ich definitiv den Appell mitnehmen, dass sich im Unterricht alle „Kräfte“ entfalten können und dass Lernen und Erkenntnisprozesse durch viele weitere Kanäle (wie Sinne und Emotionen) geschieht, sodass es unsere Aufgabe ist, dies zu ermöglichen und einen Raum dafür zu schaffen.
Für diesen Blog Eintrag habe ich mich entschieden, weil er viele Gedanken enthält, die ich für die Arbeit mit Kindern für essentiell halte.
„Oberstes Ziel der Lehre ist die umfassende Bildung, die es dem Individuum erlaubt, frei zu denken, zu handeln, zu entscheiden.“ Dieser Aussage kann ich mich nur anschließen. Hier sehe ich eine Verbindung zum Konzept der Selbstwirksamkeit. Frei zu denken, zu handeln und selbstständige Entscheidungen zu treffen, setzt voraus, dass ich mir meiner selbst bewusst bin und mich als selbstwirksam empfinde. Dies sollte meiner Ansicht nach im Fokus unserer Arbeit in der Lehre mit Kindern sein. Dieser Gedanke ist nicht neu. Wilhelm von Humboldt verstand das Ziel von Bildung als allgemeine Menschenbildung, als Persönlichkeitsreifung. Er hoffte, dass Bildung dazu führte, dass aus Menschen mündige BürgerInnen wurden, die in der Lage sind, sich allein in dieser Welt zurecht zu finden.
Auch Kants berühmtes Zitat (angelehnt an Horaz) fällt mir hierzu ein: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Hier finde ich den Blick auf die derzeitige, weltweite, gesellschaftspolitische Lage spannend. Menschen sind anscheinend eher dazu geneigt einfachen, populistischen Parolen zu folgen, wenn sie sich als nicht selbstwirksam empfinden. Frei zu denken, zu handeln, zu entscheiden fällt schwer, wenn man sich als Opfer äußerer Umstände sieht.
Die Aussage von Peter Bieri berührt mich ebenfalls: „Von den tausend Erfahrungen, die wir machen, bringen wir höchstens eine zur Sprache. Unter all den stummen Erfahrungen sind diejenigen verborgen, die unserem Leben unbemerkt seine Form, seine Färbung und seine Melodie geben.“ Virginia Satir schrieb von unseren vielen Gesichtern, die wir alle haben uns aber so oft nicht trauen, sie zu zeigen, bzw. oft gar nicht wissen, dass diese existieren. Ist nicht auch die Schule ein guter Ort, um mit den Kindern gemeinsam ihr „Theater des Inneren“ (Virginia Satir) zu entdecken und auf die Bühne zu bringen?
Ich sehe hier auch eine Verbindung zu dem nächsten Gedanken, „Kinder, die noch nicht so abgeschliffen sind wie wir, merken ganz genau, wer vor ihnen steht. Sie können zwischen anbiedernder Unsicherheit, orientierungslosem Angepasst sein und sinnsuchender Aufrichtigkeit ganz genau unterscheiden.“ Nur wenn wir uns so zeigen, wie wir sind, kann ein wahrer Kontakt, kann Beziehung entstehen. Meiner Ansicht nach bietet die Arbeit mit Kindern hierfür eine wunderbare Gelegenheit. Durch deren ehrliche und unverzügliche Rückmeldung auf mein Verhalten, bin ich immer wieder angehalten, mich dahingehend zu überprüfen, wie authentisch ich gerade bin.
Aus der Lernpsychologie ist zudem bekannt, dass Kinder Beziehung brauchen, um zu lernen.
Well done, Anita!
Eben! Wir treten als Mensch vor Menschen, daher sollten wir die ‚kleinen Menschen‘ nicht nur fachpropädeutisch lehren, sondern ebenso lebenspropädeutisch. Ich sehe es wie Linda K., jede Schülerin und jeder Schüler sollte in seiner Einzigartigkeit betrachtet und in ihrer/seiner persönlichen Entwicklung unterstützt werden. Sodass sie sich stolz, als ein mündiges sowie urteilsfähiges Individuum der Gesellschaft wahrnehmen und dementsprechend eigene Selbstwirksamkeit spüren sowie erfahren können.
,,Je differenzierter wir unsere Erfahrungen zur Sprache bringen können, desto freier wird das Denken und damit unser Handeln.“ Wahre und inspirierende Worte, auch wenn dies sicherlich nicht immer einfach ist, vor allem wenn es sich um einschlägige Erfahrungen handelt. Aber wir sollten den Mut haben, auch hierbei ehrlich und authentisch mit den Kindern zu kommunizieren. Kinder verstehen manchmal mehr, als wir es für möglich halten. Daher sollten wir sie niemals unterschätzen. Wie der Volksmund schon sagte: ,,Kindermund tut Wahrheit kund.“ Ein Anlass um Selbstreflexion zu üben, indem wir die Fremdwahrnehmung der Kinder aufrichtig ernst nehmen.
Bezüglich der Musik möchte ich noch anführen, dass ich mir wünschen würde, die Klänge eines Instrumentes viel mehr noch in den Unterricht mit einfließen zu lassen. Sie regen nicht die Phantasie und Vorstellungskraft an, sondern verhelfen auch zur Konzentration. Während eines Lernprozesses höre ich selbst sehr gerne klassische Musik, um mich zu erden.
„Sich bilden, ist nichts anders, als frei werden“. Ich finde das ist ein sehr schöner Anfang, um den Kindern zu zeigen, das es Spaß machen kann, sich weiterzubilden und sie es nicht als Zwang sehen sollten, zu Lernen. Denn die Bildung formt auch die Denkweisen und Charakterzüge der Kinder und dient somit zur Entwicklung. Auch Erwachsene sollten diesen Satz immer im Kopf behalten, um sich so auch stetig weiter zu entwickeln.
Denken zu können bedeutet ganz sicher nicht immer gebildet zu sein und umgekehrt muss Bildung nicht heißen auch denken zu können- zumindest im weitesten Sinne nicht. Denn frei werden wir, wenn wir Bildung als etwas verstehen was uns Sinn im Leben geben kann. Bildung kann etwas sein, was uns befähigt nicht nur Fachliches zu erkennen, sondern auch uns Selbst und Andere. Die Welt zu entdecken als etwas wunderbares, Wissen als Herausforderung und gleichzeitig als etwas Wertvolles zu betrachten. Bildung ist ein Schatz, ein Schatz den wir an unsere Schüler geben und jeder Einzelne wird einen anderen Inhalt finden, wenn er den Schatz öffnet. Neben wissen, eigene Erkenntnisse, Erfahrungen, Emotionen, Gefühle, vielleicht auch den Funken oder Liebe zu etwas entdecken.
Heute scheint es für uns selbstverständlich: freier Zugang zu Bildung für alle, Allgemeinbildung als Wert an sich. Doch es ist noch nicht allzu lange her, da musste für dieses Grundrecht gekämpft werden. Ein wichtiger Protagonist dabei: Wilhelm von Humboldt.
Nochmal zur Erinnerung: Ausgelöst durch politische Umwälzungen stand Preußen 1806 vor seinem politischen und finanziellen Zusammenbruch. Wilhelm von Humboldt wurde berufen eine Bildungsreform einzuleiten. Seine Pläne waren revolutionär: er wollte die nach Ständen getrennten Schulen abschaffen und entwickelte einen „Schulplan“ für ein dreistufiges Bildungssytem. Volksschule, Gymnasium und Universität sollten die kirchlichen, privaten und städtischen Einrichtungen ablösen. Und, zu einem neuen reformierten Staat gehörte auch ein neuer selbständiger, gebildeter Bürger. Bloß kein Untertan. Denn nach Humboldts ganzheitlichem Bildungsideal Bildung mehr als die reine Aneignung von Wissen – Individualität und Persönlichkeit sowie die Entwicklung von Talenten spielten eine große Rolle. Bildung ist also ein Prozess der Individualisierung, durch den der Mensch seine Persönlichkeit ausbilden kann. Und, für ihn stand fest: Bildung darf nicht länger an Standeszugehörigkeit gebunden sein.
Doch die Frage, die wir uns in der heutigen Zeit stellen müssen, lautet: welchem Ziel soll Bildung dienen? Schon an der Grundschule ist bisweilen jegliche Leichtigkeit dahin, wenn es um die weiterführende Schulform zu gehen scheint. Und immer wieder kann man beobachten: es wird mit Kalkül gelernt, ein Nützlichkeitsdenken hat sich breit gemacht. Bildung als ökonomisches Gut? Der letzte verbliebene Schonraum wird zu Teilen ausgehebelt und selbst die Kleinsten bekommen schon zu spüren, was es heißt, effektiv lernen zu müssen. Statt Basteln, Malen und Musizieren steht die Erweiterung des Zahlenraums auf dem Programm oder die Wahl des richtigen Kursprogramms. Und spätestens wenn es um die Ausbildung oder das Studium geht, wird geschaut, welche Anforderungen und Aussichten der Arbeitsmarkt offerieren. Die Idee der Persönlichkeitsbildung zum Selbstzweck, frei von politischen Einflüssen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten, scheint in den Hintergrund gerückt zu sein.
Und nun? Ich denke das Ideal der Persönlichkeitsbildung ist keinesfalls verschwunden. Nur muss es heute anders angegangen werden. Denn wenn es zu einer Ablehnung einer ökonomischen Verwertungslogik kommen soll, hilft auch hier nur ein kritisches Bewusstsein eines aufgeklärten Menschen. Mit Hilfe von Bildung.
Sehr fundiert und durchdacht! Möge Ihr Vorgehen Schule machen. Well done, Anita!
Es ist ganz wichtig uns auch nicht von der Uhr und Gier Bildung vorschreiben zu lassen. In Ländern wie USA, wo häufig Literatur und Poesie nicht mehr gelehrt wird, da ja „nutzlos“, können wir aber ganz konkret beobachten, was solch Utilitarismus anrichten kann. Es kann leider in vielen Ländern nicht mehr von Bildung die Rede sein, sondern von absolvierten Kursen und Zertifikaten. Das mag zwar für Erwachsene praktisch sein mal nen Kurs abends zu absolvieren, um beruflich aufzusteigen, allerdings dürfen wir nicht Kinder zu Robotern machen. Falls ein Thema mehr Zeit in Anspruch nimmt, weil es die SuS mehr interessiert, dann ist das halt so. Wenn sie letztendlich einen größeren Horizont haben, empathischer und vernünftiger sind, dann war es die Zeit doch ohne Zweifel wert. Jedes Individuum soll ja wie der Name auch sagt individuell sein, doch wie soll das möglich sein, wenn alle wie Figuren aus einer Fabrik geformt werden.
Mir ist aufgefallen, dass viele Kinder nicht genau wissen, was sie wollen, egal ob sie aus einen bildungsfernen Haushalt kommen. Ich hatte als Kind einen großen Traum gehabt, Musikerin zu werden. Jedoch hätte ich nicht von mir gedacht Lehrerin zu werden. Ich entdeckte aber bei mir, mich mit Kindern zu beschäftigen. Lehrer sollten den Kindern auch beibringen, dass man alles werden kann, was man will, wenn man alles dafür macht. Manche Kinder handeln nicht nach ihren Träumen, sondern machen das, was ihre Eltern wollen. Wichtig ist es sich selber bilden zu wollen und eigene Erfahrungen sammelt.
Was Kinder oftmals noch nicht sehen, ist der typische Satz eines Erwachsenen „Ihr lernt für euch und nicht für mich.“
Ganz klar, sieht das fast jedes Kind ganz anders und kann nicht nachvollziehen was man nun bitte von Ihnen möchte. Sie denken man wolle sie austricksen und dazu bringen zu lernen.
Gerade wir in unserer Lehrkräfte-Ausbildung können aber jetzt für uns nutzen, was wir als Kinder noch nicht wussten: und zwar, dass wir je freier werden, desto mehr wir uns interessieren und lernen. Vor allem implizit. Erfahrungen sammeln.
Das klingt meist wie ein Widerspruch: freie werden, obwohl man mehr lernt ?!
Aber dabei geht es natürlich um die Handlungsfreiheit, die man erlangt, je mehr Erfahrungen man gesammelt hat.
Irgendwie sollten wir also versuchen auch mit den Kindern Erfahrungen zu sammeln, die deren Handlungsfreiheit erweitert, auch wenn sie es jetzt noch nicht immer zu schätzen wissen.
Deshalb stimme ich vollkommen zu, dass Erfahrungen immer so gemacht werden können sollten, dass sich jedes Kind darin wiederfinden kann…
Eine Frage die mir zu diesem Beitrag durch den Sinn kommt: Können SchülerInnen wirklich frei sein, wenn sie benotet werden? Oder hindert es sie vielleicht vielmehr daran?
Für mich ist es Aufgabe der Schule Dinge wie Freiheit, Selbstreflexion, Selbstbestimmung und Toleranz zu vermitteln. Denkmuster zu durchbrechen und neue Gedanken zu teilen. Jeder nimmt das auf was ihn interessiert, was für ihn plausibel erscheint und toleriert aber auch andere Denkweisen. LehrerInnen sollen SchülerInnen begleiten stark und eigenständig zu sein. Besonders wichtig ist auch die Fähigkeit Dinge zu Hinterfragen, richtig zu recherchieren um sich eine Meinung zu Bilden mit anderen darüber Sprechen. Nun liegt es an den LehrerInnen Situationen zu schaffen, bei denen SchülerInnen dazu die Möglichkeit bekommen.
Peter Bieri: „Von den tausend Erfahrungen, die wir machen, bringen wir höchstens eine zur Sprache. Unter all den stummen Erfahrungen sind diejenigen verborgen, die unserem Leben unbemerkt seine Form, seine Färbung und seine Melodie geben.“
Bisher war mir dieses Zitat vollkommen unbekannt und deshalb vielleicht umso berührender. Eine Ansicht über den Menschen, die wir nicht nur auf uns selbst beziehen sollten, sondern auch auf unsere Schüler*innen, die ebenso reich an Erfahrung und Einflüssen sind. Diese Erfahrungen werden auch im schulischen Alltag gesammelt und sind ebenso prägend, unabhängig vom Geschehen in- oder außerhalb des Klassenraums. Das Lernen ist dabei vielleicht für einige Schüler*innen eine Erfahrung, die eher mit Zwang und Druck verbunden ist als mit Freiheit, die sie erst später als Folge ihres erlernten Wissens verstehen können. Unabdingbar ist meiner Meinung nach für Lehrkräfte dieses nicht nur als Job, mehr als Berufung zu sehen um auf diese Weise das bestmögliche Lehr- und Lernergebnis zu schaffen. Dazu gehört auch ein hohes Maß an Selbstgefühl und Reflexion, Offenheit und Menschsein – was wohl einfacher klingt als es manchmal getan ist. Wir treten als Mensch vor Menschen. So einfach kann es sein, wenn man die Philosophie des Lehrens verinnerlicht.
DIE AutorIN spannt hier einen Bogen von Ihrer beruflichen Erfahrung über ihre Erkenntnisse zu ihren persönlichen Leidenschaften und vermittelt die Untrennbarkeit (aber die Bewusstheit!) der komplexen Einzelanteile einer Lehrperson als Individuum. Selbstreflexion ist das Werkzeug um als gute Lehrperson all seine Fähigkeiten gewinnbringend einzusetzen, sich selbst weiter (und der Didaktik und dem Rahmenlehrplan) treu zu bleiben.
Auch führt das Zulassen, das Ausgestalten des eigenen Anteils, zu Begeisterung, zu Eigenmotivation, die auf die Schüler überspringt. Lustbetonter Unterricht der jedem seinen Raum gibt, seiner Individualität die Freiheit lässt.
Ein sehr gelunge Bewerbung des Lehrberufs in all seinen Ausprägungen!
Ich schließe mich meiner Vorrednerin an, denn Sie hat es schön zusammengefasst. Selbstreflexion die man als Lehrperson oft tun sollte ist das Mittel um sich weiterzuentwickeln.
„Sie treten als Mensch vor Menschen“. So einfach und beeindruckend zugleich…
„Bilden Sie sich also im humboldtschen Sinne weit gefächert aus…“. Eine wichtige Voraussetzung, um als Lehrkraft die Arbeit zu genießen und die Unterrichtsinhalte facettenreich zu präsentieren. Das Erkennen der eigenen Individualität und die persönliche Bildung sollte für jeden Menschen wichtig sein. Ganz wesentlich ist es, was die Kinder von den Lehrkräften halten. Ein Vorbild für die Kinder zu sein ist nicht in jedem Zusammenhang möglich. Doch Vertrauen aufzubauen, so dass die SuS keine Angst haben, ihre Gedanken frei zu äußern, die Gefühle zu zeigen, Fragen zu stellen, scheint mir ein gutes Ziel zu sein.
In meiner Schulzeit habe ich den Physiklehrer bewundert und sein Fach geliebt. Wir haben Experimente durchgeführt und jedes Mal, wenn ein Versuch gelungen war, hat dieser Lehrer sich mit uns ehrlich gefreut. Umgekehrt, hat er mit Neugierde nach Ursachen für das misslungene Experiment gesucht. Fachlich exzellenter Lehrer hat mir das Gefühl gegeben mit mir die Physik neu zu entdecken.
„Ihr sagt: »Der Umgang mit Kindern ermüdet uns.« Ihr habt recht. Ihr sagt: »Denn wir müssen zu ihrer Begriffswelt hinuntersteigen. Hinuntersteigen, uns herabneigen, beugen, kleiner machen.« Ihr irrt euch. Nicht das ermüdet uns. Sondern – daß wir zu ihren Gefühlen emporklimmen müssen. Emporklimmen, uns ausstrecken, auf die Zehenspitzen stellen, hinlangen. Um nicht zu verletzen.“ Janusz Korczak
Welch wundervoller Beitrag dies doch ist. Der Artikel von Frau Ziesmer… bitte an alle, die das lesen, durchlesen!!!
Wunderbarer Artikel von Frau Ziesmer. Das „Handwerkszeug“ zur inneren Freiheit. Darin steckt so viel dahinter! Wir als Lehrkräfte helfen den Schülerinnen und Schülern sich ihr eigenes Werkzeug zu bauen. Dabei nehmen sie uns als Lehrkräfte genauestens wahr, viel stärker noch als es Erwachsene meiner Meinung tun könnten. „Sklaven des Mainstreams“, welch fantastische Wortwahl! Heute wird stets von der Individualität der Kinder gesprochen und wie wichtig es ist, den Kindern dabei zu helfen sich frei entfalten zu können. Doch im Prinzip werden sie gelenkt in einen „individualisierten Mainstream“.
Wir können uns gegenüber den Kindern nicht verstellen, sie merken es, also hören wir damit auf es ihnen beizubringen ein zweites Gesicht zu tragen und helfen ihnen, ihre innere Freiheit zu finden.
Bildung, was oder wer bist du?
Ich denke die umfassende Bildung als oberstes Ziel zu sehen ist genau die richtige Herangehensweise. Unterricht sollte offen und ganzheitlich stattfinden, damit die Kinder mit allen Sinnen ihre Lerngegenstände (und noch weitaus mehr) erfahren können. Und dabei darf man als Lehrkraft ruhig kreativ werden und die altbekannten Wege verlassen, auch, wenn das zu Anfang ein gewisses Maß an Mut, Selbstvertrauen in die eigenen Lehrfähigkeiten oder auch Überwindung erfordert. Doch das ist es wert, denn aus jeder neuen Erfahrung, die die Kinder machen, nehmen sie etwas mit und meiner Meinung nach gilt: Je mehr Erfahrungen ein Mensch sammelt, desto besser! Denn mit jeder Erfahrung lernen wir uns selbst ein bisschen besser kennen. Und das gilt für alle Menschen, auch für die SuS.
Um das Ziel zu erreichen die Kinder zu selbstbestimmten Menschen zu erziehen, die ihre Entscheidungen frei treffen können, müssen Ihnen Erfahrungen ermöglicht werden, die sie bilden und durch die sich selbst kennenlernen können. Schließlich bedarf es einer gewissen Selbstkenntnis, um für sich gute Entscheidungen treffen zu können.
Dabei ist „verzeihend sein“ für mich ein gutes Stichwort. Aber auch das Verzeihen muss man lernen. Fehler gehören nun einmal zum Wachstumsprozess dazu. Bei den Kindern genauso wie bei einem selbst. Auch wenn es nicht immer einfach ist, verzeihend auf Fehlentscheidungen o.ä. zurückzuschauen und Nachsicht mit sich selbst zu haben, so ist es doch umso wichtiger sich diesbezüglich von negativen Gefühlen zu befreien und die Fehler als wichtigen Teil des Weges zu sehen. (Fehler bieten im Übrigen auch im Unterricht eine wunderbare Lernmöglichkeit.) Und auch hier sollte die Lehrkraft den Kindern wieder offen und ehrlich gegenübertreten und einfach genauso Mensch sein, wie die Kinder, um diese so auf ihrem Weg zu begleiten.
Ein sehr inspirierender Beitrag, den sich Lehrkräfte immer wieder ins Gedächtnis rufen sollten, denn diese Haltung ist zukunftsweisend! Unsere Welt steht momentan vor immensen Herausforderungen. Für mich sind mündige, freie, kritisch denkende Menschen der Schlüssel, um diesen Problemen zu begegnen. Als Lehrkräfte können wir Bildungsereignisse kreieren die Individuen in diesem Sinne, unter „allen Kräften“ fordern und fördern. Ich habe jedoch das Gefühl, dass diesbezüglich noch „Luft nach oben“ ist, denn stehen wir uns mit unserer derzeitigen Schulstruktur und Bildungspolitik nicht ein Stück weit selbst im Weg? Erschwert 45 Minuten Unterricht, ein strikt getakteter Lehrplan, gezielte Selektion und Leistungsbewertung/Leistungsdruck nicht das wir diese Philosophie der Lehre auch wahrhaftig umsetzen können? Damit möchte ich auf keinen Fall sagen, dass es unmöglich ist, sondern lediglich das ich es für möglich halte, dass wir uns selbst Steine in den Weg legen. Der Soziologe, Aladin El-Mafaalani ist der Meinung, dass wir Kindern alle Erfahrungen ermöglich sollten, die in unserer Gesellschaft im Repertoire sind (vgl. El-Mafaalani & Jahn, 2020). Ich stimme ihm zu und möchte alle Kinder aktiv dabei unterstützen verschiedenste Erfahrungen sammeln zu können, sich über diese auszutauschen und dabei von nun an stets den Slogan „ich trete als Mensch vor Menschen“ im Hinterkopf behalten.
Quelle:
El-Mafaalani, Aladin & Jahn, Thekla (2020). Schule muss ein Erfahrungsraum werden. Deutschlandfunk. Letzter Zugriff: 20.08.2021 unter https://www.deutschlandfunk.de/bildungsforscher-el-mafaalani-schule-muss-ein.680.de.html?dram:article_id=470578
Was ich an Ihren Beiträgen wirklich sehr schätze, sind die Beispiele und bildlichen Vergleiche, die das Gesagte (in dem Fall Geschriebene) noch einmal sehr gut veranschaulichen und in jedem Fall verständlich machen. „Orientierung am Meister“, ja, kann man sich denken…. Aber wenn man sich dann Ihr Beispiel vor Augen führt, dass ja jemand, der anstrebt Fußballprofi zu werden, auch nicht auf die Spieler in der Regionalliga guckt, dann ist das alles plötzlich viel einleuchtender und alle möglichen Zweifel sind behoben.
Den Kindern etwas lehren ist das A und O. Fatal ist nur, dass manch einer denkt, dass es sich dabei ausschließlich um das Lehren und Eintrichtern von Fachwissen handelt und gar nicht um Kompetenzvermittlung und einer umfassenden Bildung, die es dem Kind ermöglicht frei zu denken, zu handeln und zu entscheiden. Nur wer letzteres gelernt hat, kann sich auch frei entfalten und dieses Bildungsziel (das Von Humboldt auch nochmal schön zusammengefasst hat) zu Erreichen, ist die „wahre“ Lehre, die jede Lehrkraft sich zur Aufgabe machen sollte.
Ich kenne Sie bisher leider nicht persönlich, aber das Statement, das Sie zwischen zwei Bahnstationen geben würden, macht auf mich den Eindruck, dass Sie ein wirklich sehr sympathischer Mensch sein müssen, der sich seiner Verantwortung den Kindern gegenüber bewusst ist und der es sich zur Aufgabe macht, seine ganzen Ideen und wertvollen Erfahrungen mit uns angehenden Lehrkräften zu teilen, damit wir es später auch meistern werden. Dankeschön für all diese Inspirationen!
Die Erfahrungen, die man selbst gemacht hat, Einstellungen zu verschiedenen Themen, die man mit sich bringt, Passionen, Emotionen, Erlebnisse und Erkenntnisse. Dies sind alles Dinge, die einen selbst ausmachen, die einen zu dem Machen, der man ist. Die einem Menschlichkeit verleihen. Dies sollte man nicht im Unterricht versuchen auszublenden, weil man vielleicht Angst hat zu viel von sich Preis zu geben. Die Kinder merken es, wenn man sich verstellt, unauthentisch oder gar unaufrichtig ist. Verunsichert ist, über das was man auszudrücken versucht. Man ist genau wie die Schüler*innen ein Mensch mit Ecken und Kanten, jeder auf ganz individueller Art und Weise. Das sollte man auch zeigen, was nicht bedeutet, dass man mit Informationen aus seinem Privatleben um sich schleudern soll (bitte nicht!). Aber man sollte authentisch bleiben und herzlich und das aufrichtig und nicht geschauspielert. Wenn das der Fall ist, wird man schonmal viel erreichen. Und die Schüler*innen tun es einem gleich. Mit dieser Grundlage lassen sich wissenschaftliche Erkenntnisse, emotionale und soziale Kompetenzen vermitteln. Und das sollte auch unser aller Bildungsziel sein, nicht nur die Vermittlung von Wissen, sondern auch die Stärkung diverser individueller Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die auf emotionale und soziale Prozesse und Entwicklungen beruhen. Man sollte ein Vorbild für die Schüler*innen sein und gleichzeitig nicht darauf beharren immer Recht zu haben, der „Boss“ zu sein. Alle sollten gleiche Wertschätzung erhalten und Hierarchien nicht in Stein gemeißelt werden. Es gibt viele Momenten, in denen man seinen Schüler*innen auf Augenhöhe begegnen sollte, v.a. wenn es um soziales und emotionales geht.
Die Schule sollte ein Ort für die Kinder sein, indem sie frei werden können. Die Lehrkraft sollte diese den SuS mit der Haltung präsentieren und die Kinder dazu locken erfinderischer, neugieriger und entdeckender zu werden. Die Kinder sollten die Motivation nicht verlieren zu forschen und zu entdecken. Die Umwelt sollte ihnen nähergebracht werden. Wenn ein See in der Nähe der Schule ist, sollte man gemeinsam dahin gehen und die Kinder beobachten lassen, damit sie ihre Umwelt erschließen können. Das Lernen so weit wie möglich Alltagsbezogen geschehen und die Kinder sollten sich frei entfalten können. Die Verantwortung, die Person zu sein, die den Kindern versucht Freiheit zu verschaffen, sollten wir Lehrkräfte sein. Diese Haltung ist ein Weg für eine bessere und schönere Zukunft. Sowohl wir als Lehrkräfte werden viel positiver auf die Welt schauen als auch die Kinder, die sich frei genug fühlen werden, um Möglichkeiten auf der Welt zu erschaffen.
Vielen Dank für diesen Eintrag. Ich fand ihn sehr bezaubernd und ermutigend.
Ich fokussiere mich am besten auf einen Gedanken. Sie sprechen von dem Ziel: „alle Kräfte (zu) entfalten“.
Das hat mich am meisten berührt, denn es gibt ein `mehr´ innerhalb der Bildung von Individuen. Mehr als Curricula und Unterrichtsziele.
Sie sprechen von Kräften, für mich ist es das „Namenlose eines Erkenntnisprozesses.“ Eine Erfahrung die uns wirklich bildet unsere Persönlichkeit formt.
In einem anderen Seminar lasen wir Alexander Gottlieb Baumgarten, bezüglich der ästhetischen Bildung. Er beschreibt es so, dass ein Erlebnis ästhetischer Bildung sich dadurch auszeichnet, dass das „Kontinuum unserer Weltanschauung“ kurz unterbrochen wird. Nach einem Bildungserlebnis sind wir nicht mehr die gleichen Personen wie vorher – wir haben uns (weiter) gebildet, sind anders/ weiter als zuvor.
Dies kann aber nur passieren, wenn wir als Personen dabei, involviert (!) sind.
Nach meinen Erfahrungen geschieht dies durch (Bildungs) erlebnisse, Freiheit, Authentizität der Lehrkraft und eigenem Interesse innerhalb des Unterrichtsgeschehens.
Voraussetzung dafür ist wahrscheinlich (Selbst) Sicherheit und Freiheit die wir uns als Lehrkraft zugestehen.
Ich wage zu behaupten, das wir unsere SuS viel mehr mitnehmen, wenn wir an einem gewissen Punkt das geplante Konzept verlassen und den Interessen der SuS und der Verselbstständigung des Unterrichtsgeschehens folgen.
Denn daraus resultiert Involviertheit und daraus wiederum intensives Nachdenken und Erkenntnisse.
Aus meiner Schulzeit kann ich mich eigentlich ausschließlich an Schulstoff erinnern, wo ich in Gespräche und Suche nach Erkenntnis involviert war – weil ich es wollte.
…Und weil es den Raum dafür innerhalb des Unterrichts gab…
In diesem Bericht schreiben Sie, dass man als Lehrperson als Mensch vor Menschen tritt und
dass die Lehrtätigkeit kein abgekoppelter Bereich des Persönlichkeitsspektrums sei. Ich
kenne Lehrende an allgemeinbildenden Schulen, die genau das Gegenteil behaupten: sie
ziehen sich spezielle Kleidung an, die zu der Rolle des Lehrenden gehört, und zeigen sich im
Unterricht dann nur in dieser Rolle. Sie achten darauf, nichts Privates zu erzählen und
wahren eine professionelle Distanz. Ich persönlich kann mir eine solch vom Rest meiner
Person abgekoppelte Rolle nicht vorstellen. Für mich ist Unterricht auch eine Begegnung von
Mensch zu Mensch. Allerdings glaube ich, dass es trotzdem wichtig ist, Grenzen zu haben
und diese auch zu vertreten. Ohne viel Lehrerfahrung kann ich hier aber nur theoretisieren.
Ich denke für eine Entwicklung dieser Haltung und der Grenzen bedarf es an mehr Erfahrung
als ich im Moment besitze.
Das in diesem Beitrag genannte Ziel sollte mit das größte Ziel eines jeden Lehrers sein würde ich behaupten. Eine breitgefecherte Bildung. Es ist nicht schlimm, wenn man nicht alles weiß und genau so zeigt es nicht von Schwäche, wenn man der Klasse gesteht, dass man Informationen für gestellte Fragen noch einmal nachschlagen muss. Vielmehr geht es um ein breitgefechrtes Wissen, mit dem man Unterricht interessant gestalten kann. Lernen ist und sollte ein niemals endender Prozess sein. Wo wären wir, wenn wir, wenn wir nach unseren Ausbildungen nicht mehr weiterlernen würden? Wir würden uns auf Wissen beziehen, das womöglich in zwei bis drei Jahren längst überholt sein wird.
Ein breitgefechrtes Wissen ermöglicht uns Menschen eine gesellschaftliche Teilhabe in sehr vielen sozialen Kreisen des Lebens. Aber nicht nur mentales Wissen, sondern auch das Lernen von Fertigkeiten stellt eine unheimliche Bereicherung da, die uns letztlich charakterisiert. So trainieren karriereorientierte Fußballspieler immer weiter, bis sie leistungsorientiert spielen können und ihre Existenzgrundlage auf ihrer Fertigkeit fußt. So wird das „Hobby“ ein Teil der Persönlichkeit. Ich für meinen Teil spiele täglich E-Gitarre, da ich bald in eine Band eintreten möchte und ich musiziere bereits mit anderen Gitarristen. All diese Begegnungen sind diverse Erfahrungen die ein Teil meiner Persönlichkeit werden und an denen ich wachse. Somit kann ich mich diesem gelungenen Beitrag nur anschließen, da ich es ebenfalls als sehr wichtig erachte, sich permanent mental sowie auch physisch weiter zuentwickeln.
Ich finde das Zitat von Bettina von Arnim sehr spannend. Ich denke auch, dass man mit einer breit gefächerten Bildung mehr Chancen im Leben ergreifen kann und somit freier ist sein Leben zu gestalten. Viele Kinder haben den Traum Tierärztin zu werden, doch ohne die umfassende Bildung für diesen Bereich, ist man als Erwachsener leider nicht so frei und kann den Beruf wählen. Dabei denke ich aber nicht nur an Bildung im Sinne von fachlichem Wissen von zum Beispiel Mathe. Man kann auch sozial oder politisch sehr gebildet sein. Ich denke auch, dass der Unterricht auch so bilden sollte, dass aus den Schülern Erwachsene Menschen werden, die im Leben zurechtkommen, sich politische Meinungen bilden können und selber entscheiden können, was sie möchten. Ich musste etwas bei dem Punkt des Nutzens schmunzeln. Ich glaube jeder hat sich in der Schulzeit nicht nur einmal geärgert und gefragt, warum man etwas überhaupt lernen muss. Nun als Erwachsene bin ich mir sicher, dass nicht nur der Inhalt das war, was fürs Leben wichtig ist, sondern manchmal auch die Tatsache, dass man sich etwas aneignen muss, was zunächst als unerreichbar erscheint. All diese Erfahrungen im Leben formen den Charakter und machen jeden Menschen einzigartig, auch Lehrer. Warum also sollte man das als Lehrer den Kindern nicht auch zeigen? Wie es so schön im Beitrag steht, man tritt als Mensch vor anderen Menschen. Ich persönlich finde es sehr spannend die Kinder auf dem steinigen Weg zu ihrem eigenen Charakter zu begleiten und sie dabei auch zu inspirieren.
Ich kann die Punkte, die in diesem Beitrag angesprochen werden, gut nachvollziehen und deren Bedeutung leuchtet mir in jedem Fall ein. Ich selbst habe auch den Anspruch, meine späteren Schüler*innen dazu zu ermutigen frei denkenden, handelnden und entscheidenden Menschen zu werden. Leider habe ich persönlich das Gefühl, in Zukunft dahingehend eingeschränkt zu sein. Es kommt der Zeitpunkt, in der ich den Kindern beispielsweise Noten für ihre Leitungen geben muss. Auch im Studium kann ich vielleicht freier darin sein die Kurse zu besuchen, deren Inhalte mich mehr ansprechen, dennoch muss am Ende meist eine Prüfung in Form einer Klausur oder einer Hausarbeit abgelegt werden. Natürlich haben Prüfungen, Noten etc. in einer Weise ihre Berechtigung. Aber hemmen uns diese Anforderungen nicht im Beruf? Wie gehen wir am besten damit um? Das würde mich wirklich sehr interessieren.
Humboldts Definition der Bildung finde ich unfassbar interessant. Er sagt, Bildung bedeutet dem Menschen beizubringen, wie er sich zu einem selbst bestimmten Individuum entwickeln kann und seine eigene Persönlichkeit entwickelt. Und ich finde das ist unglaublich wichtig. Weil Kinder sollen nicht nur das ABC oder das 1×1 in der Schule lernen. Sie sollen auch lernen selbst zu lernen. Ihnen soll beigebracht werden, wie sie sich mit schwierigen Inhalten auseinandersetzten können und wie sie eigene Positionen sowie Meinungen formulieren. Sie sollen lernen eigenständig zu sein und auch allein arbeiten zu können, ohne dass jmd. neben ihnen sitzen muss. Und die Persönlichkeitsentwicklung ist unfassbar wichtig. Weil In der Schule muss man den Kindern die Möglichkeit geben sich frei zu entfalten und eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Und dies kann nicht nur durch langweiligen Frontalunterricht geschehen. Es muss ein Austausch zwischen den Schülern vorhanden sein und Freizeit, Kreativität sowie Spaß müssen auch teil des Schultags sein!
Ein faszinierender Gedanke, dass nicht jeder Nutzen eines Bildungsereignisses klar erkennbar sein muss – gerade wenn man schon als Schüler immer hinterfragt, was einem eine Stunde gerade bringt, in Uni und im Unterricht immer wieder zu den Bildungsstandards zurückkommt, scheinbar jeder Unterricht auf konkrete Bildungsziele und Fähigkeiten ausgelegt werden muss. Aber Entfaltung und Erkenntnis sind wirklich so viel mehr und lassen sich nicht ausschließlich (sicher haben diese trotzdem ihren Sinn!) in Bildungsstandards zusammenfassen; es ist schade, dass über solche Themen so selten gesprochen wird!
Das Ideal der Persönlichkeitsbildung kommt heutzutage viel zu kurz. Stattdessen wird man auf die Uni, die Arbeit, ein festes System vorbereitet. Auch die idealistischsten Lehrkräfte haben Schwierigkeiten damit, ihre Vorgaben, Standards und Pflichten mit Faszination, Berührung und Entfaltung zu verbinden – dabei ist es so viel schöner, gemeinsam einem Weg voller Abzweigungen, Kurven und Überraschungen zu bestreiten. Ein Weg, den jedes Kind in seinem Tempo begehen kann, auf dem man sich wiederbegegnet, unterstützt, einander einlädt, anstatt die Kinder auf einem vorgeformten Weg hinterherzuschleifen, der ihnen keinen Raum gibt, sie selbst zu sein. Ebenso ist es ein schöner Gedanke, als man selbst vor eine Klasse treten zu können und nicht vorgeben zu müssen, jemand zu sein, der man nicht ist – von so einem offenen Austausch der Persönlichkeiten profitieren alle!
Humboldts Auffassung von Bildung als Entwicklung der eigenen Individualität und des eigenen Charakters sollte aus meiner Sicht mehr Bedeutung bekommen. Heutzutage wird viel Wert daraufgelegt, dass Kinder einwandfrei Rechnen und Schreiben können, was natürlich nicht unwichtig ist, aber genauso sehr sollten die Selbstbildung und die Persönlichkeitsentwicklung im Fokus stehen. Kinder sollten Lernen, wie sie sich mit Problemen auseinandersetzen können. Sie sollten die Möglichkeit bekommen, sich eigenständig mit der Umwelt auseinandersetzen und diese zu erfahren und somit ihren eigenen Weg verfolgen können.