Je unmessbarer und für den Verstand unfasslicher eine poetische Produktion, desto besser (Goethe).
- Jetzt kommen wir zum Kostbarsten, das die Kunst der Lehre für uns bereithält: das tiefe gemeinsame „Berührt sein“.
- „Begreifen, was uns ergreift“ (Staiger).
- Beispiel: Sie führen Ihre Schüler*innen mit geschlossenen Augen aus dem Kiefernwald des Ostseestrandes über die Dünen ans Meer.
- Erst direkt am Strand werden die Augen geöffnet.
- Das überraschende Leuchten des Meeres lässt manchen Schülern und Schülerinnen den Atem stocken, einige haben Tränen in den Augen.
- Vielleicht war das der wichtigste Augenblick der Klassenreise…
- Aber mit welchen Kriterien wollen Sie das bemessen?
- Wer war am tiefsten berührt, wer weinte am ehrlichsten?
- Unter uns gesagt: ich persönlich habe da Kategorien des ehrlichen Empfindens, mit deren Hilfe ich Heucheleien und Sentimentalitäten im Privatleben enttarnen kann, aber das führt hier wirklich zu weit….
- Für den Umgang mit Schüler*innen bedeutet das wiederum: Beobachten Sie genau.
- Bemerken Sie Momente, in denen Schüler*innen eine Erkenntnis gewinnen und erleben Sie diesen Augenblick gemeinsam und intensiv.
- Die Sozialform wird wahrscheinlich das Gespräch sein.
- Leiten Sie es zurückhaltend und aufmerksam, heben Sie Hierarchien auf, indem Sie sich ehrlich für Meinungsbeiträge interessieren.
- Sprechen Sie Schüchterne einfühlsam an und zähmen Sie die Dauerredner.
- Achten Sie darauf, dass nicht nur ein Gesichtspunkt breit getreten wird.
- Bündeln Sie Beiträge und ziehen Sie ein Zwischenfazit.
- Wenn Sie dann bereit sind, selbst dazuzulernen und den Wunsch verspüren, sich für die Kommunikation mit der Gruppe zu präzisieren und wenn Sie dann in hoch interessierte Gesichter schauen…
- …dann ist der Moment gekommen, für den es sich zu lehren lohnt, nein, für den es sich lohnt, zu leben!
Bildquelle: Astronomische Uhr am Heilbronner Rathaus
Gute Anregung für einen Ausflug bzw. eine Klassenfahrt. Ich glaube aber, dass auch Schüler*innen, welche beispielsweise keine große Gestik und Mimik zeigen, auch sehr tief berührt sein können. Ich bin auch der Meinung, dass die erlebte Situation, wie bereits erwähnt, besprochen werden muss. Vielleicht gibt es die Gelegenheit bei einem Lagerfeuer über die Situation und die erlebten Gefühle zu sprechen. Zudem ist es unerlässlich, dass man den Schüler*innen die Angst nimmt, über die eigenen Gefühle zu sprechen, da es vielen vielleicht peinlich ist, Emotionen zu artikulieren. Ein sehr positiver Effekt wird sein, dass durch diese Gespräche der Klassenzusammenhalt gestärkt wird.
Lieber Florian, Zirbe bedankt sich für die klugen Kommentare. Alle sehr sensibel und durchdacht. Und auf dieser Seite findet sich der sehr gute Hinweis, dass sich Emotionalität auch zurückhaltend zeigen kann.
Die Exkursion in die Natur, bewegt, berührt, prägt und bietet die Möglichkeit den Umgang mit Emotionen zu erlernen. Ziel soll es also sein die Artikulation der Emotionen und Eindrücke interessiert und doch behutsam zu moderieren. Auch ein Verarbeiten der gemachten Eindrücke in Form von einem selbst gestalteten Bild wäre denkbar. Ruhigeren Schülern wird so die Möglichkeit geboten Eindrücke und Emotionen zunächst nonverbal kreativ darzustellen und dann eventuell den Mut aufzubringen, das eigene Werk zu beschreiben oder auch einfach für sich wirken zu lassen.
„Begreifen, was uns ergreift“ (Staiger)
Diese Aussage wiederholte meine Dozentin öfters in eines ihrer Kurse und ich fand ihn sehr aussagekräftig. Wer einen Menschen durch irgendeine Art von Handlung tief berührt zeigt Menschlichkeit und bleibt diesem auch lange im Gedächtnis. Oft haben Schüler und Lehrer ein distanziertes Verhältnis, aber durch solche Ereignisse wie aus dem Beitrag (Überraschung zum Strand mit geschlossenen Augen usw.) können sich diese ändern.
Sehr schöner Beitrag.
Ich denke auch ganz kleine und eventuell banalere Dinge, wie z.B. das Aha-Erlebnis eines Schülers beim Verstehen einer Formel sollen von der Lehrkraft beoachtet und mit den SchülerInnen reflektiert werden. Solche Momente spenden sowohl den SchülerInnen als auch den Lehrkräften Motivation.
Ich kann mich David nur anschließen: Manchmal sind die kleinsten und banalsten Momente die wertvollsten. Zum Beispiel wenn ein Kind ein „AHA Erlebnis“ hat. Denn es gibt kein schöneres Erfolgserlebnis, als wenn ein Kind etwas versteht. Denn nur so kann lernen Spaß machen Kinder müssen Lernerfolge haben und das Gefühl haben etwas richtig zu machen. Erfolge und Lob ist die beste Motivation.
Ich finde, dass ein persönlicher Bezug zu dem Schülerinnen und Schülern sehr wichtig ist. nicht nur als Lehrperson, sondern auch als Ansprechpartner.
Wenn die SuS dem Lehrer bzw, der Lehrerin vertrauen, und andersherum auch, dann hilft das meiner Meinung nach erheblich in einigen Unterrichtssituationen.
Es herrscht dadurch keine angespannte Atmosphäre im Klassenraum, sondern ganz im Gegenteil, eher eine lockere und offene Lernumgebung.
Da sind wir wieder bei dem Berühren der Kinder durch uns. Hier ist es ein Spaziergang zum Meer, es kann aber auch ein Musikstück in einer Oper oder etwa auch ein Theaterstück sein.
Ich bin der Meinung, dass wir die Kinder eher berühren können, wenn das Hierarchieverhältnis zwischen uns und den Schülerinnen und Schülern nicht so groß ist. Manchmal tut es den Kindern und auch uns ganz gut uns annähernd mit ihnen auf eine Ebene zu begegnen und uns mit ihnen zu unterhalten. Wie viel wir doch von den Kindern lernen können und manchmal hilft es auch sie besser zu verstehen.
„Begreifen, was uns ergreift“ (Staiger)
Ein Zitat, was ich in diesem Kontext sehr gut gewählt finde.
Das, was uns ergreift reizt uns auch immanent mehr dazu es begreifen zu wollen. Nicht umsonst wird man in den Seminaren für Sachunterricht immer dazu angehalten, den SuS Phänomene zu zeigen, die zuerst unerklärbar erscheinen. Sie berühren uns entweder ästhetisch oder weil wir neugierig sind und schließlich versucht man zu begreifen, was dahinter steckt.
Dieser Fokus auf emotionale, ästhetische neugierige Betroffenheit, sollte auch in anderen Fächern mehr Zuspruch erhalten.
Warum nicht im Mathematikunterricht mal philosophieren, was es überhaupt mit der 0 auf sich hat oder im Deutschunterricht poetische Texte auf sich wirken lassen …
Das, was uns ergreift, bleibt. Das sind die Dinge, die noch Jahre nach der Schulzeit präsent im Kopf sind.
Schöne Idee mit dem Klassenausflug, erinnert mich an ein Projekt (Voir la mer, 2011) von Sophie Calle.
Außerdem muss ich an meinen Lateinunterricht denken. Nicht dass ich besonders viel von der lateinischen Sprache behalten hätte, doch ich werde niemals den Monolog meines Lateinlehrers vergessen, in dem er uns den Unterschied zwischen Freude und Spaß erklärte. Unvergesslich!!! Er schloss seine Ansprache ab mit den Worten, dass er uns viel Freude in unserem Leben wünsche.
„…dann ist der Moment gekommen, für den es sich zu lehren lohnt, nein, für den es sich lohnt, zu leben!“
-> Diese Stelle gefällt mir am meisten!
Der Lehrberuf bietet viele intensive und knifflige Aufgabenbereiche, die es gilt zu bezwingen im täglichen Berufsablauf. Der Mehrwert, der sich hieraus ergibt, ist jedoch genauso intensiv und bewegend!
Ich bin voller Glück wenn ich bei einem Kind den „AH-Moment“ miterlebe. Das strahlen in den Augen und das zufriedene Lächeln. Es ist wunderbar, dass wir in einer Position sind, Kindern beim Lernen zuzuschauen. Ein wirklich sehr schöner Beitrag.
Am besten gefallen hat mir das Beispiel mit der Klassenfahrt. Vielleicht haben einige der Kinder noch nie zuvor das Meer gesehen. Eine wirklich wunderschöne Vorstellung.
Klassenfahrten schweißen die Gruppe extrem zusammen und auch für den Lehrenden kann eine Klassenfahrt sehr berührend sein.
Hier lernen sich Schüler*innen und Lehrer*innen noch einmal von einer ganz anderen Seite kennen. Die Hierarchie wird (eventuell) etwas aufgehoben, sodass sich beide Seiten auf Augenhöhe begegnen können.
Den Beitrag von Florian ist eine sehr passende Ergänzung. Die Vorstellung Momente wie diese am Meer noch einmal Revue passieren zu lassen ist sehr essenziell.
Begreifen was uns ergreift….. Geht das? kann man dieses Gerührtsein tatsächlich in seiner vollen Gänze erfassen???? Ich für meinen Teil Glaube das nicht. Denn da gerade rührt ja der Zauber eines solchen Momentes her… Man steht jedoch am Rande einer tieferen Wahrheit und doch kann man sie nicht ganz wiedergeben. Ähnlich wie der Moment in dem du noch am schwimmen im Wasser bist und erst nass wirst wenn du das Wasser wieder verlässt. Das Nasssein im Wasser ist mir gar unmöglich zu erklären.
Ich stimme Florian da vollkommen zu. Vielleicht lässt sich die Kommunikation jedoch auch durch das Niederschreiben der verzaubernden Momente in bspw. einem Brief ersetzen, wodurch Peinlichkeiten umgangen werden könnten.
Dennoch ist es eine sehr schöne Grundlage abseits von Leistungserwartungen auch „schwächere“ Schülern die Möglichkeiten zu geben sich zu äußern. Somit können nur wahrhafte, emotionale Momente der Verzauberung „gewertet“ werden.
Ich denke hierbei geht es auch um Aufrichtigkeit. Sich ehrlich und real zu präsentieren und keine unauthentische Rolle einzunehmen. Die Schüler*innen nicht nur anzusehen, sondern sie „zu sehen“. Dabei Ihre ganz individuelle Art mit Emotionen umzugehen zu erkennen und diese zu wertschätzen. Meiner Meinung nach geht es nicht um „am meisten“. Ich bin kein Freund von schneller, weiter, besser. Das ist eine Lebensweise die mir in unserer Gesellschaft viel zu oft begegnet. Die meist nur Konkurrenz und Neid mit sich bringt und einen rastlos und suchend zurücklässt. Das ist keine Denk- und Lebensweise die ich für erstrebenswert halte. Sondern eher, kann ich berühren, Momente schaffen die berühren und mich immer wieder selbst berühren lassen.
In unserer heutigen Zeit gibt es immer weniger Platz für das, was man nicht sehen, anfassen und begreifen kann. Es gibt zu viel Zwang, die Dinge und das Leben durch Rationalität zu verstehen. Dabei sind wir doch in erster Linie durch das, was wir gemeinsam (ob alleine, jedoch die gleichen Erfahrungen, oder gleichzeitig in einer Gruppe) erleben, verbunden. Einen Raum dafür zu schaffen, in dem man zusammen den gegenwärtigen Moment wirklich erleben kann, ist eine Erfahrung, die alle bereichern kann.
Besonders wichtig finde ich den Punkt, genau zu beobachten. Wie oft sehen wir den Menschen wirklich? Als Lehrkraft vergisst man leider durch sämtliche Erwartungen von außen häufig die Menschlichkeit. Dass wir nicht nur einen Auftrag haben, den wir erfüllen müssen, sondern trotz allen Verpflichtungen auch mit Menschen, die fühlen, arbeiten und den Tag zusammen verbringen. Genau solche Erlebnisse (wie hier auf der Klassenfahrt beschrieben) in Gemeinschaft zu teilen kann diese Verbundenheit wieder hervorrufen. Vielleicht auch einfach zu wagen, nicht immer die Kontrolle über die Situation zu haben und alles steuern zu müssen, sondern wirklich auf die anderen einzugehen. Das erfordert jedoch auch eine gewisse Offenheit und Ehrlichkeit. Wie sehen Kinder die Welt? Wie unterscheidet sich das von dem, wie ich Situationen erlebe (und vielleicht meine, mehr über diese zu wissen und dadurch Dinge anders sehe)? Vielleicht können genau diese Momente, die wir gemeinsam teilen, uns nicht nur Gemeinschaft schenken, sondern uns auch auch näher zu uns selbst bringen. Kinder sind mehr gelöst von Hintergedanken und Prägungen, die sich wie Filter auf unsere Wahrnehmung legen. Sie sehen die Dinge möglicherweise unverfälscht. Wie schön wäre es, wenn wir die Zeit dafür nehmen würden, diese Momente zuzulassen und gemeinsam darüber zu reflektieren.
Tolle Ergänzung von Sandra M. Ich hätte es nicht besser formulieren können. All das beschriebene passt dazu, dass man im „Hier und Jetzt“ leben soll. Das bedeutet: offen sein für diese Momente, genau beobachten und diese Momente mit anderen teilen, gemeinsam erleben.
Dieser Beitrag macht nochmals deutlich, dass es bei dem Lehrerberuf eindeutig nicht nur ums Lehren und Unterrichten geht, sondern ebenso um die Persönlichkeitsentwicklung der Lernenden, vielleicht sogar auch die eigene Entwicklung. Wie heißt es so schön? Man lernt nie aus!
Der Aha Moment ist sicherlich der wichtigste Moment einer jeden Schullaufbahn- wenn man einmal einen richtigen Aha Moment in zum Beispiel Mathematik hatte und nicht nur stumpf dem Lehrer nachgeredet hat, ist die Motivation natürlich wieder da. Auch bei Herausforderungen in der Zukunft. Das möchte ich auch schaffen, oder besser gesagt eine Atmosphäre und Rahmenbedingungen unter denen das möglich ist.
Auch wenn so eine Exkursion oder erst recht Klassenfahrt mehr Organisation und Zeit in Anspruch nimmt, werde ich hoffentlich trotzdem die Vorteile erkennen und die Arbeit auf mich nehmen. Denn wer erinnert sich schon an die dritte Stunde an einem Mittwoch September 2012? An eine Klassenfahrt jedoch erinnern sich jedoch fast alle. Interessant wäre sich da in der Erlebnispädagogik fortbilden zu lassen.
LG Anastasia
Auch ich möchte mich den Interpretationen und Anmerkungen von Sandra M. und Linda K. anschließen. Zu viele Menschen blicken zurück in die Vergangenheit oder denken schon über das Morgen nach, ohne sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Daher empfinde ich den Ausflug ans Meer, als ein treffliches Beispiel für einen Moment des Innehaltens. Ein Moment, in dem Gedanken sowie Emotionen fließen, wie das Wasser des Meeres und sich ein Gefühl von Freiheit einstellt. Solch intensive und gemeinsam, erlebte Augenblicke verbinden. Durch das aufmerksame und sensible Beobachten sowie Wahrnehmen, baut sich ein Verständnis dafür auf, inwiefern wir unsere SchülerInnen bzw. Mitmenschen und deren Emotionen, in gewisser weise ‚lesen‘ können. Wie ich in einem vorangegangen Blogeintrag schon sagte, ist die Bereitschaft selbst dazulernen zu wollen eine – für mich – sehr prägnante Aussage, hierzu finde ich das Zitat:,, Meinungen sind Wegweiser. Ohne die Wegweiser würden wir uns im Leben verirren.“ von Johann Jakob Moser, sehr passend.
Das ,,Unmessbare“, in meinen Augen wohl ebenso eine Anspielung auf die Schülerbewertung und -benotung unseres Schulsystems, welche sich leider nicht immer einfach gestalten lässt.
eins der Schönsten Momente bei Unterrichten oder auch in Situationen mit den Schülern, aber auchmit jedem anderen Menschen ist genau das. Etwas was man nicht messen kann, man kann es nur erzählen. Emotionen und Gefühle, Funken und Blitze, eben Unlehrbares beobachten zu können und nicht messbar zu machen, sondern zu etwas Gemeinsamen oder auch nur für einen Selbst. Mit Momenten kann man manchmal auch bei Machos oder Schweigenden etwas bewirken, was mit „normalen“ Unterrichtseinheiten schwer zu schaffen ist. Ein Gespür entwickeln für das Unmessbare, um den Schülern und Schülerinnen zu begegnen, da wo sie sind. In der Schule dreht sich fast alles um Leistung und auch wenn Differenzierung groß geschrieben werden sollte, ist es in vielen Schulen noch lange nicht angekommen. Auch die Schüler haben teilweise großen Druck bestehen zu wollen, gut zu sein oder stempeln sich selbst als schlecht ab, dabei gibt es so viel mehr als die reine Leistung. Wichtig dabei finde ich auch, dass es nicht Ziel ist, dass unmessbare messbar zu machen, sondern zu erkennen, wertzuschätzen und als Möglichkeit, vielleicht sogar als Grundlage der Kommunikation zu nutzen.
Ich möchte mich auf den Tipp „beobachten Sie genau“ im Beitrag beziehen, weil ich denke, dass die Beobachtung mit eines der wichtigsten Aufgaben einer Lehrkraft sind. Nur durch das genaue Betrachten einer Situation, einer Unterrichtseinheit oder eines Gespräches aus einer Beobachtungsperspektive können wir als Lehrkraft angemessen auf die SuS eingehen und reagieren, nur dann können wir wirklich begreifen, was die SuS ergreift und auch unsere eigene Perspektive auf die SuS hinterfragen. Dazu eignen sich sicher solche besonderen, nicht alltäglichen Momente wie ein Spaziergang am Meer auf Klassenfahrt, denn wir haben sicher alle schon mal erlebt, dass wir auch unsere eigenen Lehrkräfte auf einer gemeinsamen Klassenfahrt besser und privater kennengelernt haben und sie anschließend auch aus einer anderen Perspektive betrachten konnten.
„…heben Sie Hierarchien auf…“ ich glaube das ist es, was man beherrschen will. In den richtigen Momenten die Hierarchien auflösen, um den Kindern auf einer verständnisvollen und persönlichen Ebene zu begegnen. Hierbei spielen auch die Gedanken zum Artikel „Auftreten als Lehrkraft“ mit ein, bei dem der Gedanke auch bereits darin lag, den richtigen Grad zwischen „Freundschaft“ und Autorität zu finden.
Dass das Auflösen von Hierarchien aber auch mehr erreichen kann, als einfach nur gut mit den Schülern zurecht zu kommen, ist interessant zu bedenken. Man kann darüber hinaus zur Vertrauensperson werden und zu einer Person, dem die Schüler einem den Weg zu ihren Emotionen eröffnen und daran teilhaben lassen. Diese Momente sollte man nutzen, um auch den Kindern etwas zurück zu geben und ihnen aufrichtig zu vermitteln, dass man Interesse an ihnen hat.
Oft entstehen diese Momente außerhalb des Klassenraumes, des Schulgebäudes und frei von Leistungsdruck. Ich würde mir wünsche, diese kostbaren Momente auch im Klassenraum zu erleben. Gemeinsam mit meinen SchülerInnen ins staunen zu kommen, „Gänsehaut“ Momente zu schaffen, die zu unvergesslichen Momenten werden. Genau das ist empfinde ich als besonders reizvoll in einem Beruf wie den LehrerInnen-Beruf. Es geht nicht nur darum Wissen zu vermitteln und Kompetenzen zu fördern. Für mich geht es um viel mehr. Ich möchte das sich junge Menschen auch noch als Erwachsene an eine schöne Schulzeit erinnern. Ich möchte nicht nur Lehrerin sein, viel mehr möchte ich eine Wegbegleiterin werden, die neben dem fachlichen auch emotional für die Menschen (SchülerInnen und Eltern) da ist.
„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ (Antoine de Saint-Exupéry). Dieses Zitat kam mir schon bei der Überschrift in den Sinn. Schon in eigener Schulzeit endeckte ich die Faszination des Schulfaches Kunst. Noch heute möchte ich meinen Hut vor lehrkräften ziehen, die für Kreativität und Emotionalität gerade in freischaffenden künstlerischen Ausrücken Punkte oder Noten vergeben müssen. Abgesehen von bestehenden Messtäben zur richtigen Ausführung der Aufgabe, würde es mir doch sehr schwer fallen, dieses Unmessbare messbar zu machen. Doch sollte Kunst dies wirklich sein, messbar? Viel gewinnbringender wäre es doch, über das Geschaffene ins Gespräch zu kommen, Authentizität und Echtheit hinter dem zu spüren und über das Produkt zu diskutieren. Nun werde ich kaum das Benotungssystem des Kunstunterrichts kippen können und möchte mir dies auch nicht zumuten. Viel mehr kann ich es mir selbst zur Aufgabe machen, auch im Rahmen meines Unterrichts, besser mit dem Herzen zu sehen und das Unmessbare, gar das Wesentliche zu sehen.
Sehr schön gesagt! Als Lehrkraft ist es besonders wichtig zu beobachten und danach anschließend zu handeln. Es ist sehr schön zu sehen, wenn die Kinder ihre Aha-Momente haben. Haben sie etwas verstanden, so kommt ein kleines Lächeln zum Vorschein; so ist es bei mir immer! Beim Diskutieren im Unterricht sollte die Lehrkraft alle Kinder berücksichtigen und deren Meinungen akzeptieren. Klassenfahrten dienen nicht nur dazu, dass die Lehrer die Schüler besser kennenlernen, sondern auch dass die Kinder untereinander sich besser kennenlernen und aufeinander achten können. Dort erleben sowohl die Kinder als auch die Lehrer Glücksmomente, die man in Erinnerung behält. Solche Momente kann man nicht messen. Auch im täglichen Unterricht können solche auftreten. Diese sind dann äußerst kostbar !
Ein schöner Beitrag. Kinder erfolgreich und glücklich zu erleben ist ein wunderschöner Moment für eine Lehrkraft. Ich finde auch, dass die Lehrkraft Meinungen von allen Schülern und Schülerinnen akzeptieren sollte egal wie sie sind. Klassenfahrten sind eine schöne Möglichkeit sich untereinander an einem fremden Ort besser kennenzulernen und nicht nur im Unterricht. Da können sehr schöne Erinnerungen auftreten, die man nicht vergessen kann.
„Je unmessbarer und für den Verstand unfasslicher eine poetische Produktion, desto besser“(Goethe).
Bei diesem Zitat denke ich an das Erleben, an einen Moment oder eine kurze Sequenz des Innehaltens. Es kann das Meer sein, ein Bild, ein Gedicht oder ein Filmausschnitt, welches uns beeindruckt und berührt. Unsere Wahrnehmung erlaubt uns die Erlebnisse zu erfühlen.
„Begreifen, was uns ergreift“ (Staiger).
Wenn wir das Erlebte erfahrbar machen wollen, müssen wir lernen zu reflektieren.
Manchmal sehe ich etwas Schönes, wenn ich allein spazieren gehe, in solchen Momenten bin ich berührt, aber auch einsam. Ich kann das Erlebte mit Niemandem teilen.
Dieser Beitrag bringt mich auf den Gedanken, das als Lerngruppe gemeinsam Erlebtes sehr wertvoll sein kann. Anschließend lässt sich durch das Reflektieren und Realisieren das Wahrgenommene mit den Kindern begreifbar und erfahrbar machen.
Der Satz von Goethe, ein wundervoller Spruch an mich selbst. Ich habe stets versucht, den Kindern zu zeigen, dass die Schule nicht aus Büchern und dem Klassenzimmer besteht. Rausgehen, die Natur erkunden oder einfach mal durch einen Bach waten und innhalten und die Geräusche des Wassers genießen… Solche Momente helfen sogar den schüchternen Kindern aus sich hinauszuwachsen und auszubrechen aus ihrer defensiven Haltung.
Während des Unterrichts sind die oben genannten Zwischenfazits sehr wichtig. Die Kindern sollten stets einen Überblick darüber bekommen, wo wir thematisch gerade stehen und was wir bereits lernen konnten. Das klingt relativ „einfach“, doch war dies einer meiner größten Herausforderungen gewesen.
Doch die interessierten Gesichter zu sehen, wenn man dann in der Natur ist und sie sich über für mich banale Erkenntnisse freuen, wie etwa, dass das Wasser beim Auftreffen auf meinen Schuh viel mehr Geräusche erzeugt und das Wasser zu dem auch noch sehr kalt ist, es war für sie traumhaft schön. Ich dachte nur daran, falls ich mal eigene Kinder haben sollte, so wünsche ich mir auch für sie so viele Erkenntnisse wie möglich! Vielen Dank für den Beitrag, die poetische Produktion soll niemals enden, auch für mich nicht!
Was für ein wunderschönes Beispiel mit der Klassenreise.
In diesen Momenten lernt man nicht nur die anderen, sondern auch sich selbst ein Stück weit besser kennen. Hätte man den SuS vor diesem Erlebnis gesagt, dass sie beim Anblick des Meeres so berührt sein würden, dass sie weinen müssen hätten die meisten es wohl nicht geglaubt. Aber ich denke eben darum geht es auch: Sich für das Besondere zu öffnen und neue Empfindsamkeiten an sich selbst zu entdecken.
Und ein gemeinsames Gespräch über diese Momente kann sehr wertvoll sein, denn alle Beteiligten können daraus sehr viel mitnehmen. Jedoch sollte man dieses Gespräch nicht erzwingen, denn nicht alle Kinder verarbeiten das Erlebte gleich schnell und sind direkt bereit darüber zu sprechen. Das ist ja bei uns Erwachsenen nicht anders und das ist auch in Ordnung so! Jedes Kind sollte die Zeit bekommen die es braucht bis es sich öffnen möchte. Natürlich kann man dem ein bisschen nachhelfen, indem man das Erlebte beispielsweise wie in Florian Wa.s Kommentar geschildert beim gemeinsamen Lagerfeuer am Ende des Tages noch einmal anspricht. Denn gerade in diesen Momenten fällt es den meisten Menschen besonders leicht sich zu öffnen und auch ihre verletzlicheren Seiten zu zeigen, denn einem Lagerfeuer wohnt immer etwas ungemein Vertrauliches und Gemeinschaftliches inne.
Und wenn andere Kinder erst einmal anfangen von ihren Empfindungen zu erzählen, weckt es auch das Bedürfnis der sonst eher schüchternen SuS etwas von sich zu erzählen. Und ich denke es ist gut, wenn die Lehrkraft das Gespräch sanft moderiert, damit man sich nicht an einem Punkt aufhält und anschließend keine Zeit für Weiteres bleibt. Allerdings sollte diese Moderation beiläufig und ganz natürlich im Dialog geschehen und den Kindern nicht das Gefühl vermitteln die Lehrkraft würde das Gespräch dominieren. Das in den Tipps vermerkte „Aufheben der Hierarchien“ ist dabei ein wichtiger Stickpunkt.
Ob Kinder vor anderen Kindern über ihre tiefsten Empfindungen sprechen möchten, finde ich fraglich. Möglicherweise funktioniert dies in kleineren Gruppen, in der sich die Betreffenden Vertrauen schenken.
Nach einem tiefgehenden Erlebnis Empfindungen zu verschriftlichen, sehe ich auch als eine gute Möglichkeit. Doch dazu braucht man erst einmal Situationen, in denen diese Gefühle entfacht werden könnten.
In der Natur Empfindungen hervorzurufen, kann ich mir nur dann vorstellen, wenn es etwas Erstaunliches zu erleben gibt: Nach Besteigung eines Berges und den Blick in die Weite, ein rauschendes Wellenschauspiel am Strand, ein Nachtausflug in den Wald zu Zeiten der Hirschbrunft,…
Schüler*innen im Unterricht oder bei einem Klassenausflug zum Staunen zu bringen und damit tiefste Empfindungen hervorzurufen, wäre ein Wunschtraum, den ich hoffe in Zukunft mit ihnen erleben zu können.
Wieder ein Beitrag mit so wichtigem Inhalt! Ich habe oft den Eindruck, dass viele Lehrkräfte zu oberflächlich auf ihre Klasse blicken. Schreiben sie eine gute Note, sind sie gut. Schreiben sie eine schlechte Note, liegt ihnen das Thema anscheinend nicht. Die vielen kleinen Kleinigkeiten, an denen wir auch uns selbst viel mehr erfreuen können, als an einer gelungenen Klassenarbeit, werden oft gar nicht wahrgenommen. Dabei ist das doch eigentlich das schönste in unserem Beruf! Ein Aha-Moment erleben, zusehen, wie die Kinder die Welt entdecken und Sachen aufnehmen, in strahlende Gesichter blicken. Mit offenen Augen und dem Blick dafür, erlebt man manchmal unerwartete Sachen und denkt sich einfach nur „WOW“. Ich selbst hatte mal einen solchen Moment, als ich meinen Hund für ein paar Stunden mit in die Brennpunktschule nahm, an der ich gerade ein Praktikum absolvierte. Manche Kinder streichelten da zum ersten Mal in ihrem Leben ein Tier. Ein Schüler in der Klasse sagte nie ein Wort. Weder zu mir, noch zu der Lehrerin, noch zu irgendwem sonst. Man hörte ihn nie sprechen, sondern sah ihn immer nur schweigend an seinem Platz sitzen. An diesem Tag streichelte er Motte (Name des Hundes) eine ganze Weile und fing dann auf einmal an mit ihr zu erzählen! Die Lehrerin bekam den Mund vor Staunen nicht mehr zu! Man hat ja schon oft gehört, dass man mit Tieren andere Menschen dort erreichen kann, wo man selbst durch motivieren nie rankommt. Aber so etwas live mitzuerleben und dann auch noch bedingt durch den eigenen Hund, das war schon ein echter Gänsehaut-Moment für mich, den ich wahrscheinlich nie vergessen werde.
Also seien Sie einfühlsam, suchen Sie das Gespräch und erkennen Sie Emotionen und Gefühlslagen. Es lohnt sich und die SchülerInnen werden es Ihnen danken!
Ein sehr schöner und wichtiger Beitrag. Ich schließe mich vor allem den Anmerkungen von Florian Wa. und Sandra M. an. Das Beispiel mit der Klassenfahrt bzw. eine Exkursion schafft neue Räume. Räume, die der gesamten Klasse, ermöglicht sich zu entfalten. Plötzlich befinden sich Individuen in einer neuen Umgebung und erfahren als Gruppe berührende Momente. Diese gegenwärtigen Momente können verschieden aufgenommen werden. Möglicherweise eröffnet sich so für mancherlei eine neue Perspektive. Sie lassen sich auf das ein, was sie beobachten, sehen, hören oder fühlen. Andere wider rum, stoßen vielleicht auf Widerstände. Diese Widerstände jedoch können Neues anregen, solange mit diesen gewiss umgegangen wird. Die Wahrnehmungen und das gemeinsame Erleben dieser Momente schweißen die Gruppe, meiner Meinung nach, zusammen. Rückblickend können solche „AHA-Momente“ nachhaltig prägend sein. Es ist schön in Momenten, in denen SuS Erkenntnisse gewinnen, dabei zu sein und sich selbst „berühren zu lassen“. Wesentlich wird es jedoch dann, wenn diese Momente erkannt und aufmerksam beobachtet werden, wie im Beitrag schon geschrieben wurde. Hier möchte ich noch mal auf Florian Wa.‘s Beitrag zurückgreifen. Tatsächlich habe ich mich auch sehr oft dabei erwischt, meine Gestik und Mimik bewusst zu kontrollieren bzw. zurückzuhalten. Das liegt besonders daran, dass einige sich vielleicht damit schwertun, die Gefühle nach außen zu tragen, die in einem erkenntnisreichen Moment aufkommen. Gespräche über die eigenen Gefühle in einer bequemen Runde oder das Verschriftlichen der Gedanken kann die Atmosphäre etwas auflockern. Das damit geschaffene Wohlbefinden und das Aufheben von Hierarchien kann Einzelne anregen, die eigenen Gefühle und Gedanken zu teilen. Das Reflektieren mit der Gruppe kann für mich als Lehrende das Unmessbare sichtbar machen.
Ein sehr wahrer und herzlicher Beitrag. Es stimmt, Emotionen zu erzeugen und miteinander zu erleben ist etwas Wunderbares, etwas Magisches. Und v.a. der Austausch über das Erlebte und die Emotionen die einen in solchen Augenblicken durchdringen ist etwas Wundervolles, etwas Zusammenschweißendes. Doch muss auch jeder dafür empfänglich und offen sein, was oft nicht der Fall ist. Hierbei muss man sehr sensibel vorgehen und das richtige Maß an Achtsamkeit mitbringen. Man sollte Schüler*innen nicht dazu drängen das Erlebte mitteilen zu müssen, sondern einfühlsam und vielleicht auch im Einzelgespräch herauszufinden, wo der Knoten sitzt, und versuchen diesen dann lösen zu können. Dabei ist man nicht immer erfolgreich. Man sollte sich davon nicht gekränkt fühlen oder enttäuscht sein, sondern Schüler*innen denen es schwer fällt Gefühle zu äußern und darüber intensiver zu sprechen, Zeit geben. Zeit sich zu sammeln, Zeit zu identifizieren was in einem vorgeht, Zeit den Gefühlen freien Lauf zu lassen.
Vielen Menschen fällt es schwer seine Gefühle richtig einzuordnen und v.a. diese mit anderen Personen zu teilen. Man hat Angst sich verletzlich zu zeigen und sich ebenso verletzlich zu machen, denn das tut man mit dem Ausdrücken von Emotionen und man sollte darauf vertrauen, dass das Gegenüber sensibel mit dieser Verletzlichkeit umgehen kann. Es ist leichter gesagt als getan, aber ich denke, dass fast jede Person ob Erwachsen oder Kind damit zu kämpfen hat, weshalb dies ein sehr sensibles Thema darstellt.
Das schönsten daran eine Lehrerin zu sein, wird meines Erachtens nach, die glänzenden Augen der Kinder zusehen, die sich bei mir wohlfühlen und Erkenntnisse gewinnen. Es wird nicht nur wichtig sein was ich den Kindern Lehre, sondern auch was sie mich alles Lehren werden. Sie werden mich daran erinnern selbst ein Kind gewesen zu sein und wie schön es ist eine offene perspektive auf dieser Welt wieder zu finden. Die Gedanken eines Kindes nach empfinden zu können und reflektieren zu können.
Das unmessbare sind Lernerlebisse oder einfach nur Erlebnisse. Wobei eindrückliche Erlebnisse eigentlich immer mit Lernen verbunden sind, würde ich sagen.
Durch das gemeinsame erfasst/ergriffen/bewegt sein öffnet sich ein anderer Kommunikationskanal.
Ich habe schon als Erlebnsipädagogin gearbeitet und das immer wieder erlebt.
Einmal betreuten wir eine Klassenfahrt. Die Kinder waren anstrengend und aufgekratzt, wollten nicht schlafen gehen. Als endlich alle Zähneputzen waren, ging ich kurz in den Wald um einmal Ruhe zu haben (wir waren auf einem Campingplatz).
Dort habe ich gesehen, wie auf einmal unfassbar viele Glühwürmchen aus dem Wald kamen. Trotz meiner Müdigkeit holte ich eine Lehrkraft mit dazu und wir boten den SuS eine Nachtwanderung an – ohne sprechen.
Wir gingen zusammen etwa 20 Minuten im Wald spazieren und sahen schweigend den vielen, vielen Glühwürmchen zu. Es war wirklich ein besonderes Erlebnis und die Kinder waren so dankbar dafür dazu geholt worden zu sein. Das veränderte/verbesserte die gesamte Gruppendynamik sowohl zwischen uns und den SuS als auch für die SuS untereinander.
Besondere Erlebnisse schweißen zusammen. Eine Lehrkraft sollte solche Momente erkennen, sie für alle zugänglich machen und sich Zeit nehmen. Es ist ein tolles Gefühl für die Kinder, wenn sie eine Situation zusammen erleben, die sie berührt. Ich finde es ist auch für einen selber ein tolle Erfahrung, wenn man merkt, wie beeindruckend etwas sein kann, dass man zum Beispiel vor Freude weint. Ich selber hatte solch einen Moment in einem Urlaub mit meinem Mann, wo wir mit Delfinen geschwommen sind. Es war so ein toller Moment, weil mich die Natur so fasziniert hat. Solch ein tolles Erlebnis auch noch mit jemanden teilen zu können und darüber zu reden ist toll. Sowas bezaubert und diesen Zauber sollen Kinder auch kennenlernen!
Ich kann mich meinen Vorrednern und Vorrednerinnen nur anschließen. Besondere Erlebnisse schweißen aufjeden Fall zusammen. Abwechslung ist hierbei ein sehr wichtiges Stichwort. Die Kinder, wie es in den anderen Beiträgen oft formuliert wurde, „zu verzaubern“, funktioniert meines Erachtens nach ebenfalls sehr gut, wenn man außerschulische Lernorte besucht, bzw. das Klassenzimmer verlässt. Die Monotonie der der vier Wände kann überwunden werden und neue Eindrücke werden ermöglicht. So fand ich die Stelle des Beitrags sehr zutreffend, in der die SuS am Meer die Augen öffnen und berührt sind. Denn die Kinder für die Welt zu begeistern, funktioniert doch am Besten, wenn wir sie sie am eigenen leib erfahren lassen und mit eigenen Sinnen und Emotionen spüren lassen. Ebenfalls ist denke ich wichtig, dass die Lehrkraft oft mit einer Begeisterung über die Inhalte lehrt, welche folglich im besten Fall herüber springt.
Besondere und emotionale Momente mit den Schülerinnen und Schülern zu teilen, ist eine wirklich schöne Vorstellung. Wie in dem Beitrag beschrieben eignen sich Klassenfahrten oder Ausflüge wahrscheinlich besonders gut, um solch einzigartige Situationen zu kreieren. Vielleicht wäre es hier auch eine Idee, die Schülerinnen und Schüler zu bitten, eine Art Tagebuch zu führen, in der sie diese Art von Momenten festhalten und, wenn sie dazu bereit sind, diese bspw. am Ende der Klassenstufe mit den Mitschüler*innen und den Lehrkräften zu teilen. So oder so hätten die Kinder eine Sammlung der schönsten Momente, die sie z.B. mit ihrer Klasse erleben durften. Denn vielleicht wird ihnen auch erst im Nachhinein klar, welche besonderen Eindrücke sie sammeln durften.
Ich habe ein im vergangenen Semester ein bereicherndes Seminar zum Beobachten und Dokumentieren abgeschlossen; alles drehte sich ganz um das genaue Beobachten von Kindern und dem Mitverfolgen von Denkprozessen und ästhetischen Erfahrungen. Es gab dazu zwei Stunden; eine Seminarhälfte unterrichtete, die andere beobachtete ausschließlich (mit vorheriger Einwilligung der Kinder und Eltern), dann wechselten wir die Rollen. Die Beobachtungen konnten in jeder Form dokumentiert werden: in geschriebener Form, in Fotografien, als Video oder auch als Zeichnung. Es war eine ungewohnte aber faszinierende Erfahrung, die Schülerinnen und Schüler so intensiv zu verfolgen; jeder Moment der Erkenntnis löste Freude aus, jede einzelne Arbeitsweise sagte etwas über die Kinder aus. Die interessantesten Gedanken offenbarten sich meist im gemeinsamen Gespräch und die Dokumentation des ganzen half sehr, später zu reflektieren, wie die Unterrichtseinheit lief und auch persönliches Feedback zu geben! Ich beobachtete zuerst und unterrichtete dann, nahm die Erkenntnisse aus der Beobachtung aber auf jeden Fall in die eigene Stunde mit. Erkenntnisse, Erfolge und auch Sorgen ließen sich so viel besser miteinanderteilen, vor allem wenn man sich auf einer Ebene miteinander unterhielt. Überraschenderweise verhielten sich die Kinder mit der Zeit sehr natürlich und schauspielerten nur selten für die Beobachtenden. Ich fand das genaue Beobachten und gerade auch die Dokumentation dessen sehr interessant und würde es jedem empfehlen, diese Methode zumindest einmal auszuprobieren!
Das gemeinsame „Berührt sein“ ist etwas, das nicht als selbstverständlich angesehen und außer Acht gelassen werden sollte. Solch ein Gefühl kann schon bei eigentlich „kleinen“ Situationen auftreten. Sie haben ein Kind, das seit mehreren Stunde Schwierigkeiten hat die Thematik aus dem Unterricht zu verstehen. Obwohl sie das Kind seit Wochen unterstützen hat es das Thema noch nicht verstanden. Und mit einem Mal als sie erneut zusammen die Lösung des Problems angehen, kommt dem Kind die Erleuchtung. Es strahlt vor Freude, weil es endlich geschafft hat, woran er seit Wochen arbeitet. Sie selbst haben es vielleicht gar nicht so wahrgenommen, aber in diesem Moment freuen sie sich zusammen mit dem Kind und sind, obwohl andere Kinder viel schneller zu der Lösung gekommen sind berührt von seiner Reaktion.
Wertschätzung des Unmessbaren finde ich einen interessanten Aspekt in Hinsicht der Schullaufbahn. Wir erfahren immer wieder Dinge, die sich der Messbarkeit entziehen, aber dennoch von großer Bedeutung sind. Als Lehrkraft bedeutet das, nicht nur auf quantifizierbare Leistungen und Ergebnisse fokussieren, sondern auch den Wert von tiefen emotionalen und kreativen Erfahrungen erkennen und würdigen. Im Grunde genommen soll die Schule die Kinder auf das Leben vorbereiten und dabei spielt die Auseinandersetzung mit Emotionen und dem Inneren eine wichtige Rolle, in der Selbstfindungsphase der Kinder.
Die Frage, wie man solche tiefen Erfahrungen messen oder bewerten kann, bleibt trotzdem offen und lässt mich ein wenig ratlos zurück. Ich weiß nämlich nicht, ob ich „Kategorien des ehrlichen Empfindens, mit deren Hilfe ich Heucheleien und Sentimentalitäten im Privatleben enttarnen kann …“. Mich würde noch sehr interessieren, was diese Kategorien sind. Denn mir lässt es Raum für Spekulationen und wirft die Frage auf, wie objektiv und validiert diese Kriterien tatsächlich sind. Ich kann mir aber vorstellen, dass dies mit Erfahrung ein herkommt und Lehrkräfte mit der Zeit ein Gefühl dafür entwickeln. Da ich mich mit Sonderpädagogik als Schwerpunkt in meinem Studium beschäftige, würde es wiederum schwerer werden, diese Kriterien auf alle Kinder anzuwenden. Bei Kindern, die emotional und sozial eine individuelle Entwicklung durchmachen, wird es etwas anspruchsvoller, die Emotionen zu interpretieren.
Des Weiteren könnte es noch wichtig sein, einige Ideen und Punkte zu ergänzen, die wichtige Aspekte der Kunst oder des pädagogischen Kontextes des Unmessbaren aufbringen. Spezifisch, wie man Schüler*innen dazu ermutigen kann, selbst künstlerisch tätig zu werden oder wie man ihnen helfen kann, ihre eigenen kreativen Ausdrucksformen zu entdecken.
„… Dann ist der Moment gekommen, für den es sich zu lehren lohnt, nein, für den es sich lohnt, zu leben!“
Besonders dieser Satz gefällt mir. Der Satz zeigt sehr schön, dass das Streben nach persönlichem Wachstum und Lernen nicht auf den schulischen Kontext beschränkt sein sollte bzw. nicht auf den schulischen Kontext beschränkt IST.
In einer Gemeinschaft, hier Klassengemeinschaft geht es darum, tiefere Verbindungen herzustellen und einen Raum für gemeinsames Wachstum und Berührt sein zu schaffen. Es geht darum, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch Momente zu schaffen, in denen Schülerinnen und Schüler wirklich berührt und inspiriert werden. Momente, die verbinden. Momente, in denen alle dasselbe Erlebnis teilen und doch so andere Erfahrungen machen. Und darüber in einen spannenden Austausch zu treten. Ebensolche unschätzbaren Augenblicke des Lernens und Erlebens sind die, die den Unterricht lebendig machen, einen bleibenden Eindruck hinterlassen und in den Kindern ewig weiterleben. Und genau das sollte doch unser Ziel sein. Also danke für den Eintrag!
Die Erlebnisse am Meer, auf der Klassenfahrt berühren mich, da sie mich an meine eigene Schulzeit zurückversetzt. Ich erinnere mich vor allem an eine Klassenfahrt, die wir in der Natur um Berlin verbrachten. Die Klasse, welche sonst im Alltag nur wenig verbunden war und als Problemklasse galt, entwickelte eine ganz neue Dynamik. Wir erlebten großartige Abenteuer in der Natur, wuchsen nah zusammen und erlebten eine wirkliche zauberhafte Zeit. Ich bin der festen Überzeugung dies lag daran das wir durch unsere damalige Lehrkraft aber auch durch die Gegebenheiten Zeit erhielten und auszutauschen, gemeinsames zu erleben und Entdeckungen zu machen. Und sind diese Erlebnisse, das Ungreifbare, Unmessbare, Magische was wir gemeinsam erleben, dass was uns als Klassengemeinschaft zusammenschweißt?
Ich schließe mich meinen VorrednerInnen an und finde das besonderen Ereignissen und Momenten die gemeinsam erlebt werden ein großes Potenzial innewohnt. Es fördert die emotionale Verbundenheit, erzeugt Authentizität und Empathie und eine respektvolle Kommunikation und sorgt für gemeinsamen Wachstum.
Dennoch möchte ich anmerken, dass die dazugehörigen Empfindungen der Kinder nicht immer nach außen gezeigt werden können oder gezeigt werden wollen. Unsere Aufgabe ist es zu erkennen, wie wir den Kindern beim Teilen des Erlebten helfen können. In kleine Gruppen darüber sprechen, Geschichten schreiben, Bilder malen – all dies und vieles mehr sind Wege und die eignen Gedanken aufzugreifen und zu teilen. Ich finde hier den Satz „Leiten sie zurückhaltend und aufmerksam“ sehr wichtig. Ich selbst tendiere dazu schnell zu intervenieren, den Kindern womöglich das Gefühl zu geben sie anzuleiten. Jedoch ist es so wichtig den Kindern eine gleichwertige Stimme zu geben, sich für ihre Beiträge tiefgründig zu interessieren und jedem einzelnen Aufmerksamkeit zu schenken. Beobachten ist besser als intervenieren, nur so können wir als Lehrkräfte ein tieferes Verständnis für unsere SchülerInnen gewinnen.
Wir sollten versuchen den Schülerinnen und Schüler lauter solcher Momente des Staunens zu bieten. Wenn der Unterricht mit solchen Augenblicken beginnt, dann kann er nur gut werden. Die Kinder sind alle anwesend und werden vermutlich motivierter in den Unterricht gehen. Grad im Sachunterricht kann man Naturphänomene nutzen, um das Interesse zu wecken. Man muss solchen Momenten des Erlebens Zeit und Raum geben, damit sie wirklich wirken können.
Es gibt Dinge im Leben die nicht messbar oder vergleichbar sind. Da wir alle unterschiedliche Gefühle, Erlebnisse, Voraussetzungen und Interessen mitbringen, berühren oder ergreifen uns unterschiedliche Erlebnisse individuell. Ein interessanter Tipp ist für mich Hierarchien aufzuheben, wenn ehrliche Meinungsbeiträge erwünscht sind. Aus der Praktikumszeit in einer zweiten Klasse habe ich in Erinnerung, dass sich die Kinder mir relativ zügig anvertraut haben. Wahrscheinlich hing es mit der (eher weniger vorhandenen) Hierarchie zusammen. Außerhalb des gewohnten Schulalltags (beispielsweise auf Wandertagen oder Klassenfahrten) fällt dies bestimmt Schülerinnen und Schülern, sowie der Lehrkraft leichter da man sich nicht in der gewohnten Lernumgebung befindet mit den typischen Hierarchien und Regeln einer Schule. Solche Ausflüge sind für die Lehrkraft vielleicht anstrengend und planungsaufwendig, allerdings ist der Wert des Erlebten für beide Seiten im positiven Sinne unmessbar. Dies verdeutlich auch das Beispiel im Beitrag, indem es mit geschlossenen Augen durch den Kiefernwald ans Meer ging. Es ist ergreifend, wie so „simple“ Dinge unbezahlte Augenblicke und Emotionen auslösen können.
Eine tolle Anregung für eine Klassenfahrt oder auch einen Klassenausflug, die ich mir für später merken möchte. Die Kinder die Natur erleben und fühlen zu lassen finde ich sehr schön. Besonders die Punkte „Für den Umgang mit Schülern und Schülerinnen bedeutet das wiederum: Beobachten Sie genau“ und Bemerken Sie Momente, in denen Schüler*Schülerinnen eine Erkenntnis gewinnen und erleben Sie diesen Augenblick gemeinsam und intensiv“ werde ich mir sehr zu Herzen nehmen.
Diese Tipps sprechen auf beeindruckende Weise die subtilen, aber tiefgreifenden Aspekte des Lehrberufs an, die oft über rein akademische Inhalte hinausgehen. Sie betonen die Bedeutung von emotionalen Verbindungen zwischen Lehrer*Innen und Schüler*Innen sowie die wertvollen Augenblicke, in denen gemeinsame Erfahrungen zu bedeutenden Erkenntnissen führen. Die Empfehlungen für den Umgang mit Schüler*Innen während solcher Momente betonen die Wichtigkeit einer einfühlsamen und respektvollen Kommunikation, die es jedem Schüler/in ermöglicht, sich auszudrücken und gehört zu werden. Dies unterstreicht den Wert einer unterstützenden Lernumgebung, in der jeder Schüler/in sein volles Potenzial entfalten kann. Die Tipps in Bezug auf das „Unlesbare“ erinnern mich daran, dass die wahren Schätze des Lehrberufs oft in den kleinen, aber bedeutsamen Momenten des gemeinsamen Wachsens und Entdeckens liegen.
Ich finde die Empfehlung, aufmerksam zu beobachten und einen Raum für einen authentischen Austausch zu schaffen, zeigt einen sensiblen Ansatz für den Umgang mit Vielfalt im Klassenzimmer. Das Hervorheben eines ausgewogenen Gesprächs, das Hierarchien auflöst und unterschiedliche Perspektiven schätzt, betont die Bedeutung von gegenseitigem Respekt im Lehrprozess. Die Beschreibung des besonderen Moments, wenn der Lehrer selbst bereit ist, von der Klasse zu lernen und auf hochinteressierte Gesichter blickt, vermittelt die Freude und Befriedigung, die im Lehren und gemeinsamen Erleben liegen können.
Ich frage mich, wie ich als Lehrperson diese unmessbaren Momente noch besser ermöglichen und fördern kann. Die Kommentare inspirieren mich, den Blick stärker auf die scheinbar banalen, aber überwältigenden Erlebnisse zu richten – das Plätschern des Regens, der Blick in die Natur. Vielleicht gelingt es mir, die Schüler:innen für solche kleinen Wunder des Alltags noch sensibler zu machen. Ein Ansatz könnte sein, die Ursprünglichkeit und Achtsamkeit von Kindern stärker zu nutzen. Sie nehmen die Welt noch wahr wie sie ist, uneingeschränkt von Rationalität und Konsequenzdenken. Wie können wir Erwachsenen von dieser kindlichen Freude am Moment lernen? Als Lehrperson ist es meine Aufgabe, bewusst Räume und Gelegenheiten für solch unmessbare Momente zu schaffen. Sei es bei Ausflügen in die Natur, beim Beobachten von Naturphänomenen oder durch besondere Aktivitäten im Unterricht. Ich muss achtsam sein, diese Augenblicke zu erkennen und den Kindern die Zeit geben, sie wirklich zu erleben. Eine neue Herangehensweise könnte sein, die Schüler.innen selbst stärker einzubinden. Vielleicht können sie mir zeigen, was für sie Erlebnisse sind und wie wir sie gemeinsam noch besser wahrnehmen können. Auf diese Weise erhoffe ich mir neue Impulse, die Schönheit des Alltäglichen und der Natur bewusster erleben zu können.
Auch in diesen Momenten bildet sich die Persönlichkeit der Schüler.innen weiter. Wenn Kinder und Jugendliche Gelegenheit erhalten, die Welt mit allen Sinnen zu erfahren und zu staunen, fördert das nicht nur ihre Kreativität, sondern auch Eigenschaften wie Achtsamkeit, Dankbarkeit und Demut. Es bietet die Möglichkeit die Schüler:innen nachhaltig zu prägen und ihren Umgang mit der Umwelt zu stärken.
Zu oft wird Bildung auf trockenen Wissensstoff und Leistungsdruck reduziert. Dieses Gefühl verbinde ich überwiegend mit meiner Schulzeit auf der Oberschule. Aber Schule und Unterricht sollten doch viel mehr sein – eine Chance für die ganzheitliche Entwicklung der Persönlichkeit. Wie die Kommentare richtig anmerken, sind es oft die besonderen ästhetischen Momente, an die man sich erinnert. Der Blick aufs Meer, die Wucht der Wellen, die Faszination für ein Naturphänomen – solche Erlebnisse können Kinder tief berühren und prägen. Sie wecken ein Staunen und eine Ehrfurcht, die über das Rationale hinausgeht. Ich muss den Schülern die Chance geben, die Schönheit der Welt mit allen Sinnen zu erfassen.
Wie im Beitrag gesagt, müssen wir uns von „üblichen Sentimentalitäten“ abgrenzen. Es geht um echte, tiefe Empfindungen, die ich als Lehrer selbst auch ausstrahlen muss. Insgesamt hat mich der Text daran erinnert, dass Bildung mehr ist als Wissensanhäufung. Es geht um die Entwicklung des ganzen Menschen – Intelligenz, aber auch Sinnlichkeit, Kreativität und Wertschätzung fürs Schöne.
Dieser Kommentar gehört zum Beitrag „ Die Revolution der Persönlichkeit“